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Francis Cheneval

Demokratietheorien zur Einführung

Dresden: Junius-Verlag 2015; 224 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-88506-701-6
Zumeist wählen die Autorinnen und Autoren von Einführungen in die Demokratietheorien einen systematischen, sich an verschiedenen Modellen der Demokratie orientierenden, einen historischen oder einen ideengeschichtlichen Zugang. Francis Chenevals Einführung zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass er einen problemorientierten Ansatz verfolgt. Leider findet sich keine zur Orientierung hilfreiche Einleitung. So wendet sich der Autor daher schon nach einer knappen Erläuterung des Anliegens sowie verschiedener Verständnisse von Demokratie zentralen demokratietheoretischen Fragen zu. Darunter fallen zunächst Probleme der Beratschlagungs‑ und Entscheidungsverfahren. Beispielsweise wird die Frage thematisiert, was das Ziel demokratischen Entscheidens ist – Wahrheit oder prozedurale Fairness –, oder die, ob das Losen ein demokratischeres Verfahren darstellt als Abstimmungen, bei denen das Mehrheitsprinzip gilt. Des Weiteren werden so wichtige und aktuelle Probleme angesprochen wie die nach der Bestimmung, was das Volk ist und wer dazu gehören darf, oder die Frage, wo die Grenzen der Volkssouveränität liegen. Lobend hervorzuheben ist die Problematisierung der Annahme, es gebe immer nur ein Volk in einer Demokratie. Statt von Volksherrschaft spricht Cheneval daher in Fällen mehrerer Völker von „Völkerherrschaft“ beziehungsweise „Demoikratie“ (118). Vom Ausgangspunkt des Gedankens eines föderalen Staatsgebildes wird so ein Bild erkennbar, dass die „Demoikratie“ sowohl als bundesstaatliche als auch als zwischenstaatliche Staats‑ und Regierungsform auffasst, „die von einer Vielzahl von Völkern gestiftet und ausgeübt wird, die sich ihrerseits nicht als in sich geschlossene Einheit denken sollte“ (119). Entsprechende Grundsätze dieser „Demoikratie“ entwickelt der Autor anschließend durch die Verbindung von Demokratietheorien und Theorien der Internationalen Beziehungen. Nach Ausführungen zur Repräsentationstheorie sowie zu den ökonomischen Bedingungen der Demokratie beschließt Cheneval das Buch mit der These, dass sich historisch „ein beständiges Erscheinen, Zerfallen und Wiederkehren der Demokratie in den unterschiedlichsten Kontexten feststellen“ (187) lässt. Auch wenn die problemorientierte Vorgehensweise für Anfänger sicherlich nicht immer ganz einfach zu erschließen und die Publikation daher eher als Ergänzung zu anderen Einführungen zu empfehlen ist, hat Cheneval einen interessanten Ansatz gewählt, der das Bewusstsein für die Probleme der Demo(i)kratie schärft.
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Rubrizierung: 5.422.2 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Francis Cheneval: Demokratietheorien zur Einführung Dresden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39267-demokratietheorien-zur-einfuehrung_47908, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47908 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken