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Frank Unger

Demokratie und Imperium. Die Vereinigten Staaten zwischen Fundamentalismus, Liberalismus und Populismus. Hrsg. von Richard Faber und Wolf-Dieter Narr

Würzburg: Königshausen & Neumann 2010; 264 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-8260-4322-2
Bei diesem Band handelt es sich um eine Aufsatzsammlung des 2008 verstorbenen Politikwissenschaftlers Frank Unger. Er lehrte zuletzt am Kennedy-Institut der FU Berlin. „Historisch und sozialwissenschaftlich gleicher Weise gebildet, ein intimer Kenner der USA seit Jahrzehnten, ein Liebhaber des Landes, der darob sein bester sympathetischer Kritiker war, ist er mit deutsch-europäischem Abstand, jedoch nie aus primär deutsch-europäischer Perspektive, den USA in streitbarem Konsens engagiert zugetan gewesen“ (7), schreiben die Herausgeber. Und in den von ihnen ausgewählten elf Aufsätzen, sie wurden erstmals zwischen 1991 und 2008 veröffentlicht, kommt das Bestreben, die USA aus sich und ihrer Geschichte heraus erklären und verstehen zu wollen, deutlich zum Ausdruck. Unger beschreibt die USA als ein politisches Gemeinwesen mit durchaus ideologischen Ansprüchen, einem gemeinsamen „‚Credo’ im Sinne einer verpflichtenden politischen Weltanschauung“, zu dem sich jeder Amerikaner ausdrücklich bekennen müsse. „Was er sich darunter vorstellt bzw. ob er sich überhaupt etwas Konkretes darunter vorstellt, ist sekundär.“ (32) Dass die USA in vielerlei Hinsicht ein Sonderfall unter den westlichen Demokratien sind, sei es in der Funktion der Parteien, in der Bedeutung der Religion oder in Bezug auf ihr außenpolitisches Selbstverständnis, wird zumeist unter weitem Rückblick auf die amerikanische Geschichte herausgestellt. Aus dieser Perspektive sei etwa die Einschätzung, unter George W. Bush habe ein qualitativer Wandel in der Außenpolitik stattgefunden, nicht aufrechtzuerhalten. Die USA hätten „im niedergeworfenen Irak nichts weiter getan als die üblichen [den Grundprinzipien des Wilsonismus verpflichteten] Maßnahmen einzuleiten, die seit 50 Jahren durchgeführt werden, wenn ein Land in den alleinigen Zuständigkeitsbereich der ‚internationalen Märkte’ überführt werden soll“ (248), schreibt Unger. Die gesteigerte Kritikbereitschaft in Europa führt er auf eine zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte im Entstehen befindliche Interessendivergenz zwischen Europa und den USA zurück.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.23 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Frank Unger: Demokratie und Imperium. Würzburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32519-demokratie-und-imperium_38809, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 38809 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken