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Andreas Wirsching

Demokratie und Globalisierung. Europa seit 1989

München: C. H. Beck 2015 (C. H. Beck Geschichte Europas); 248 S. ; pb., 14,95 €; ISBN 978-3-406-66699-5
Dem Autor, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig‑Maximilians‑Universität und Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München, geht es in dieser Studie um eine „problemorientierte Gegenwartsgeschichte Europas“ (12), die – nach der Zäsur von 1989 – die Spanne der vergangenen 25 Jahre umfasst. Die Darstellung verfolgt weder enzyklopädische Absichten noch will sie eine bloße Addition einzelner Ländergeschichten bieten. Wirsching rückt deshalb die Ereignisse in einen interpretatorischen Rahmen, der die Pfadabhängigkeit der zweifellos von etlichen Widersprüchen und Paradoxien geprägten Entwicklung betont. In dieser Perspektive weist die jüngere europäische Geschichte – ablesbar an wachsender Angleichung und steigenden Ähnlichkeiten der nationalen Gesellschaften – einen Trend zur Konvergenz auf, auch wenn dieser Prozess selbst immer wieder gegenläufige Tendenzen erzeugt und aufs Ganze gesehen zu einem größeren, pluralisierten und unübersichtlichen Europa geführt hat. Zwei Entwicklungslinien hebt Wirsching dabei hervor: eine zunehmende Demokratisierung und die sich immer stärker durchsetzende Globalisierung. Die Verflechtungen und Wechselwirkungen dieser übergreifenden Linien arbeitet der Autor in fünf Kapiteln heraus, indem er spezifische Problemkonstellationen unter dem Gesichtspunkt konvergenter und divergenter Strömungen aufgreift. Zunächst behandelt er mit den Transformationsprozessen der mittelosteuropäischen Staaten und dem Krieg zwischen den früheren jugoslawischen Teilrepubliken die politischen Umbrüche, die das Jahr 1989 ausgelöst hat. Um die Globalisierung und als deren Folgen eine zunehmende Transnationalität sowie kulturelle Diversität geht es im zweiten Kapitel. Prozesse der veränderten politischen Willensbildung – postdemokratische Phänomene, Parteienkrise und Rechtspopulismus – sind Thema des dritten Kapitels. Mit den Widersprüchen der europäischen Integration setzt Wirsching sich in den beiden abschließenden Kapiteln auseinander. Dabei diskutiert er einerseits gegenläufige Tendenzen von Erweiterung und Vertiefung der EU und andererseits aktuelle Probleme wie die Finanzkrise, einen zunehmenden Euroskeptizismus und Herausforderungen der europäischen Außenpolitik.
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Rubrizierung: 2.613.13.43.53.62.23 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Andreas Wirsching : Demokratie und Globalisierung. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38997-demokratie-und-globalisierung_46979, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 46979 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken