Politikwissenschaft und Zeitgeschichte sind zwei Seiten derselben Medaille. Nur recht selten werden beide Disziplinen in der Hochschullehre jedoch noch aus einer Hand vertreten. Das ist ein Verlust. Umso stärker wiegt es deshalb, wenn sich Einzelne dieser Doppelaufgabe verpflichtet fühlen. Jesse, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme und Politische Institutionen an der TU Chemnitz, ist einer der Wenigen, die es versuchen – und wie (nicht nur) der vorliegende Band zeigt: höchst erfolgreich. Veranlasst ist der Band als Festgabe zum 60. Geburtstag Jesses. Er versammelt 21 Beiträge, die zwischen 1987 und 2007 entstanden sind. Deren Spanne reicht von der Revolution 1918/19 bis zur Auseinandersetzung mit dem RAF-Terrorismus und verbindet dabei die Erörterung von Problemen der Vergangenheitsbewältigung mit Fragen der Parteien und Parteiendemokratie, Überlegungen zur streitbaren Demokratie sowie zum Rechts- und Linksextremismus. Die Beiträge belegen, wie fruchtbar ein Denken in geschichtlichen und politikwissenschaftlichen Arbeitsweisen sein kann, in der Verbindung von Individualisierung mit historischen und politikwissenschaftlichen Methoden und Theorieansätzen. Es war deshalb gerade im Fall von Jesse eine überaus glückliche Entscheidung, eine Festgabe aus Aufsätzen des Geehrten zusammenzustellen. Auch der Titel „Demokratie in Deutschland” trifft den Kern, denn er bindet zusammen, was zusammengehört: eine zeitgeschichtliche und politikwissenschaftliche Herangehensweise mit dem Ziel von Diagnosen und Analysen in demokratiewissenschaftlicher Erkenntnisabsicht.