Die Demokratie ist ein Erfolgsmodell. Zwei Drittel aller Staaten der Erde werden von „Freedom House“ als sogenannte Wahldemokratien eingestuft. Anders als in den Freiheitsrevolutionen des 18. Jahrhunderts in den USA und Frankreich ist nicht die direkte Herrschaft weiter Teile der Bevölkerung der Markenkern, sondern die repräsentative Demokratie mit Wahlen sowie parlamentarischen Mehr‑ und Minderheiten. Hinzu kommt ein zweites Markenzeichen: die liberale Demokratie mit ihren verfassungsverankerten Bürger‑, Menschen‑ bzw. Grundrechtskatalogen. Demokratietheoretisch generiert dies eine Pluralität der Theorien, in normativer wie empirischer Hinsicht. Es ist deshalb ein Gewinn, all diese Aspekte in einem komprimierten Überblick zu finden. Stefan Marschall ist dies – wie in seinem Standardband über das politische System Deutschlands (siehe Buch‑Nr. 33138) – bestens gelungen. Mit dem schmalen Band bietet der Autor eine Problematisierung der Demokratie als komplexes Konzept, gibt einen demokratiehistorischen Überblick, stellt Varianten der liberalen repräsentativen Demokratie vor, thematisiert Konzepte der Demokratiemessung, betrachtet Transformationen hin zu Demokratien ebenso wie deren Zusammenbruch, diskutiert die Frage der Demokratie jenseits des Nationalstaates und schließt mit einem Blick auf die aktuelle politikwissenschaftliche Demokratiediskussion. Marschalls Fazit trifft dabei den Kern: „Ob ‚neo‑’, ‚dynamisch’, ‚multipel’, ‚fragmentiert’ oder ‚mehrschichtig’ – einig scheint man sich zu sein, dass angesichts der vielschichtigen und unsteten Randbedingungen moderner Politikgestaltung die Demokratie der Zukunft neue Attribute benötigt.“ (106)