Skip to main content
José Brunner (Hrsg.)

Demographie – Demokratie – Geschichte. Deutschland und Israel

Göttingen: Wallstein Verlag 2007 (Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte XXXV [2007]); 408 S.; kart., 44,- €; ISBN 978-3-8353-0135-1
„Ist die Bevölkerungswissenschaft ein Produzent objektiver Fakten oder ein Instrument der Herrschaft?“ (10) Diese und ähnliche Fragen, die die Demografie seit jeher begleiteten, seien auch Basis dieser Studien, schreibt Brunner einleitend. In den Kapiteln ergänzen sich historische Arbeiten mit Analysen der Gegenwart, womit das Thema bezogen auf Deutschland und Israel sowohl inhaltlich als auch zeitlich aufgefächert wird. Zu finden ist unter anderem ein Aufsatz über den deutschen Alterungsdiskurs, der sich wie ein roter Faden durch das 20. Jahrhundert ziehe, wie Thomas Bryant zeigt, zumeist verknüpft mit negativen Assoziationen wie Unglück und Verderben, Tod und Untergang, Angst und Schrecken. Demografie werde „von Wirtschaftskreisen, etablierten Parteien und Medien oft als Mittel sozialpolitischer Demagogie bzw. als Legitimationsmuster für den neoliberalen Um- bzw. Abbau des Wohlfahrtsstaates benutzt“ (330), schreibt Christoph Butterwegge und stellt diese politische Instrumentalisierung der Bevölkerungsentwicklung kritisch dar. In dem anschließenden Beitrag von Yoav Peled wird deutlich, dass es sich bei dieser Verknüpfung mit politischen Absichten nicht um ein nur deutsches Phänomen handelt. Aufgezeigt wird der aktuelle Zusammenhang von demografischen Überlegungen und der Gewährung von Bürgerrechten mit Blick auf die palästinensischen Bürger Israels. Der Autor kritisiert, dass diesen Staatsbürgern seit 2003 das Recht vorenthalten werden darf, mit ihren nichtisraelischen palästinensischen Ehepartnern und Kindern zusammenzuleben – aus Angst davor, Israel könnte durch die demografische Entwicklung irgendwann kein jüdischer und demokratischer Staat mehr sein. Dieser Eingriff in wichtige Rechte sei letztlich einzuordnen in die Maßnahmen, die darauf zielten, diese Menschen militärisch in Schach zu halten. Der Preis sei für die Erlangung von Zielen wie Sicherheit und Demokratie zu hoch.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.31 | 2.63 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: José Brunner (Hrsg.): Demographie – Demokratie – Geschichte. Göttingen: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27548-demographie--demokratie--geschichte_32318, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 32318 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken