Democracy and Good Governance in a Multi-Ethnic Society: Nigeria as a Case Study. A grassroot study of Igbo, Yoruba and Hausa-Fulani in Nigeria 1999-2011
Politikwiss. Diss. Marburg; Begutachtung: D. Berg‑Schlosser, C. Derichs. – Die multiethnische Zusammensetzung, die britische Kolonialherrschaft und verstärkt nationalistisch geprägtes Denken haben zur heutigen fragmentierten politischen Landschaft Nigerias beigetragen, erläutert Cyprian Friday Okoro. Diese bilde eine schwierige Grundlage für eine erfolgreiche demokratische Entwicklung nach den Jahren der Militärdiktatur. Der Autor sondiert bezogen auf den Zeitraum von 1999 bis 2011 die fundamentalen Gründe für den gescheiterten Demokratisierungsprozess Nigerias aus Sicht der drei wichtigsten Volksgruppen Igbo, Yoruba und Hausa‑Fulani. Er führte dazu einen qualitativen Vergleich der drei Volksgruppen durch. Die stark ethno‑politisch geprägte Denkweise der Gruppenangehörigen spiegele sich deutlich in ihrer jeweiligen politischen Philosophie, dem politischen Handeln, den Parteimitgliedschaften sowie ihren im Offenen wie Verborgenen ausgetragenen (teils gewalttätigen) Konflikten und Rivalitäten wider. Besonders die großen Parteien seien stark ethnisch verwurzelt, sowohl bei den Mitgliedern als auch bei der Wählerschaft. Die Angehörigen der untersuchten ethnischen Gruppen definieren sich laut Okoro in erster Linie über die Zugehörigkeit zu ihrer eigenen Gruppe und in der Abgrenzung zu den anderen Gruppen. Die nigerianische Staatsangehörigkeit spiele im Vergleich nur eine geringe Rolle. Der Mangel an „good governance“ (2) habe zu einer starken Diskreditierung der politischen Klasse unter den Bürgern geführt. Der Autor resümiert, dass die destruktiven ethnischen Nationalismen und die dadurch verstetigte Spaltung des Landes in die drei Hauptgruppen der Igbo, Yoruba und Hausa‑Fulani einem Erfolg des Demokratiemodells in Nigeria anhaltend im Wege stehen. Ein essenzieller Zwischenschritt für eine Verbesserung der Situation wäre es laut Okoro, eine gemeinsame nigerianische Identität im Sinne eines Zusammengehörigkeitsgefühls zu etablieren.