Phil. Diss., Osnabrück; Gutachter: M. Massarrat. – Der Autor fragt, warum essenzielle öffentliche Güter wie das Klima, sauberes Wasser, Flora und Fauna oder auch die soziale Sicherheit, deren Schutz- und Pflegewürdigkeit unbestritten seien, in der Tagespolitik im Vergleich zu ihrer Bedeutung oft unterrepräsentiert seien. Diese Fragestellung wird von ihm am Beispiel der politischen Entscheidungssysteme der Bundesrepublik Deutschland erörtert. Dabei vertritt er die These, dass im Entscheidungssystem selbst eine Ursache dafür zu suchen ist, dass die Prinzipien der Nachhaltigen Entwicklung im Vergleich mit anderen Politikthemen durchgehend weniger Berücksichtigung finden. In seiner Untersuchung versucht Gehrs die dafür verantwortlichen Defizite aufzudecken und darüber hinaus aufzuzeigen, wie geeignete Lösungsansätze konzipiert sein müssten und wie die dafür erforderlichen Ressourcen generiert werden könnten. Der Autor vermutet die Widerstände gegen die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens sowohl auf der Akteursebene als auch im politischen System als solchem. Um seinem komplexen Forschungsansatz gerecht zu werden, beruft sich Gehrs nicht nur auf politikwissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch auf psychologische und soziologische Studien. Abschließend kommt er zu dem Ergebnis, dass das gegenwärtige System der Bundesrepublik Deutschland noch nicht ausgereift ist und dass es Systembereiche gibt, in denen die Konstruktion an ihre Leistungsgrenze stößt und somit einer Weiterentwicklung bedarf. Dies gilt seiner Ansicht nach insbesondere für die Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Gerade in diesen Politikfeldern ziehen neue wissenschaftliche Erkenntnisse keinesfalls geeignete Maßnahmen nach sich – der Nachweis einer Dysfunktion ist laut Gehrs allein schon durch die vielen vergeblichen Versuche einer Verringerung des ökologischen und ökonomischen Gefahrenpotenzials erbracht.