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Katharina Nötzold

Defining the Nation? Lebanese Television and Political Elites, 1990-2005

Berlin: Frank & Timme 2009 (Medien und Politische Kommunikation – Naher Osten und Islamische Welt 19); 346, XXVI S.; 49,80 €; ISBN 978-3-86596-242-3
Politikwiss. Diss. Erfurt; Gutachter: K. Hafez, T. Hanf. – Die Autorin untersucht, welche Rolle das Massenmedium Fernsehen im libanesischen Staatsbildungsprozess seit dem Ende des Bürgerkriegs spielt. Dafür führte Nötzold eine Inhaltsanalyse der Nachrichtensendungen und Interviews mit Journalisten und Managern aller Fernsehstationen durch. Der Untersuchungszeitraum reicht von 1990 bis 2005. In dieser Periode stand der libanesische Staat stark unter syrischem Einfluss, gleichzeitig diversifizierte und separierte sich die Medienlandschaft. So erläutert die Autorin, dass Christen, Sunniten, Schiiten und Moslems jeweils einen eigenen Fernsehsender favorisierten. Diese Senderlandschaft sei mithin letztlich nichts anderes als ein Abbild der stark fragmentierten Gesellschaft. Die Fernsehstationen seien weitestgehend privatisiert und ihre Anteile würden von Politikern oder ihnen nahe stehenden Personen gehalten. In diesem Zusammenhang verweist die Autorin auch darauf, dass man leicht dazu tendiere, den Einfluss der Massenmedien zu überschätzen. „Lebanon’s political elite understands the media as an extension of their power primarily within their confessional community“ (335). In diesem Sinne sei die Modernisierungstheorie nach Lucian Pye, Wilbur Schramm und Daniel Lerner mit Blick auf die Rolle von Medien bei der Bildung einer nationalen Identität viel zu optimistisch gewesen. So habe beispielsweise die rapide Urbanisierung im Libanon keineswegs die vereinzelten Loyalitäten gelockert, konfessionelle, familiäre oder kommunale Bindungen seien hingegen gestärkt worden. Die jeweiligen Sender behandelten lediglich Themen, die für die Zielgruppe relevant seien. Ihre Funktion als Kontrollgewalt nutzten sie nur, um den politischen Gegner zu diskreditieren, erläutert die Autorin. Über die Medien werde es so nicht gelingen, einen öffentlichen politischen Diskurs zu etablieren, zumal die für viele Libanesen drängenden Themen wie die Emigration von Fachkräften, das Bildungssystem u. ä. von den Sendern gemieden würden.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 2.22 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Katharina Nötzold: Defining the Nation? Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31947-defining-the-nation_38099, veröffentlicht am 23.03.2010. Buch-Nr.: 38099 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken