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Alexander Rüstow

Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus. Frank P. Maier-Rigaud/Gerhard Maier-Rigaud: Das neoliberale Projekt

Marburg: Metropolis-Verlag 2001; 352 S.; 3., überarb. Aufl. mit Übersetzungen; 29,80 €; ISBN 3-89518-349-0
Rüstow zählt zusammen mit seinem Freund Wilhelm Röpke sowie Walter Eucken und Alfred Müller-Armack zu den geistigen Vätern des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft und zu den Personen, die auf die Gestaltung der Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesrepublik in den Fünfzigerjahren maßgeblichen Einfluss genommen haben. Während der NS-Zeit arbeitete Rüstow im Exil an der Istanbuler Universität an der Frage, wie ein Liberalismus jenseits des Laisser-faire-Kapitalismus begründet werden kann. Ein wesentlicher Schritt zur Entwicklung der eigenen Position, die er u. a. in dem Aufsatz "Zwischen Kapitalismus und Sozialismus" (Ordo Bd. 2, 1949: 100-169) darstellt, ist die vorliegende Kritik des Wirtschaftsliberalismus. Dieser Text erschien zuerst 1945 (2., nur unwesentlich veränderte Auflage 1950); die Neuauflage ist nicht allein von ideengeschichtlichem, sondern aufgrund der Aktualität der Kritik an einer verselbständigten Ökonomie von allgemeinem Interesse. Rüstow führt die Überzeugung des klassischen Wirtschaftsliberalismus (insbesondere von Adam Smith), "dass die Konkurrenz das Kernstück des göttlichen Heilsplanes darstelle, und dass man also durch ihre Praktizierung diesem Heilsplan zur Durchführung verhelfe" (91), auf antike Positionen wie die Stoa und den Epikureismus zurück. Der zentrale Fehler dieser Positionen ist der Glaube an eine natürliche, sich quasi automatisch einstellende Ordnung des Kosmos. Entsprechend leugnet der Wirtschaftsliberalismus das Bestehen von "Gültigkeitsgrenzen" (59) der Gesetze des Wettbewerbs. Dagegen betont Rüstow: "In Wirklichkeit kann die Konkurrenz als solche, da ausschließlich an den Eigennutz als Triebkraft appellierend, weder individuell versittlichend noch sozial integrierend wirken." (90) Deshalb bedarf es der Unterordnung des wirtschaftlichen Wettbewerbs unter die Politik; darin besteht nach Rüstow der erforderliche dritte Weg: "die Wirtschaft, trotz ihrer selbstverständlichen Unentbehrlichkeit, wieder in die ihr gebührende untergeordnete und dienende Stellung zurückzuverweisen" (142). - Abgerundet wird der Band von einem Aufsatz der Herausgeber, der die Aktualität der Position von Rüstow unterstreicht, im Ergebnis aber eher für keynesianische Interventionen als für eine Ordnungspolitik im Sinne von Rüstow plädiert. Inhalt: Alexander Rüstow: Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus (19-200); Frank P. Maier-Rigaud / Gerhard Maier-Rigaud: Das neoliberale Projekt (201-306); Alexander Rüstow: Leben und Werk (307-318); Veröffentlichungen von Alexander Rüstow (319-341).
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 2.22 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Alexander Rüstow: Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus. Marburg: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16258-das-versagen-des-wirtschaftsliberalismus_18664, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18664 Rezension drucken