Skip to main content
Gary S. Schaal (Hrsg.)

Das Staatsverständnis von Jürgen Habermas

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Staatsverständnisse 21); 287 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-4109-3
Habermas' Schriften kommt zweifelsohne eine große Bedeutung mit Blick auf die gegenwärtige Staatstheorie zu. Dennoch wurden bislang vor allem seine Theorie des kommunikativen Handelns und seine deliberative Demokratietheorie ausführlich diskutiert, während Erörterungen seines Staatsverständnisses sehr viel seltener zu finden sind. Scheint dies der eher impliziten als expliziten Darstellung des Staates in seinen Werken geschuldet zu sein, so steht doch außer Frage, dass der Staat und die Rationalität seiner Institutionen bei Habermas eine außerordentlich gewichtige Rolle spielen. Der Aufgabe, diese Rolle und das Habermas’sche Denken über den Staat herauszuarbeiten, nehmen sich die Autoren dieses Bandes an. Er ist in vier Teile untergliedert, die weitgehend den unterschiedlichen Habermas’schen Betrachtungsweisen des Staates folgen. In Teil 1 werden in fünf Beiträgen die zentralen Grundlagen des Habermas’schen Staatsverständnisses dargelegt, wichtige Begriffe diskutiert und eine theoretisch-philosophische Einordnung seines Denkens vorgenommen. Darauf aufbauend, wenden sich die Autoren in Teil 2 in detaillierteren Analysen drei zentralen Aspekten zu, denen Habermas großes Gewicht beimisst: die Bedeutung der Religion für die moderne Gesellschaft, die Rolle des politischen Systems sowie der Begriff der Privatheit. In Teil 3 widmen sie sich in zwei Beiträgen jüngeren Entwicklungen bei Habermas, die vor dem Hintergrund der Globalisierung die weltbürgerliche Transformation und das Modell einer Global Governance diskutieren. In Teil 4 geht es schließlich um die Wechselwirkungen zwischen Habermas' kritischer Theorie und anderen Ansätzen und Schulen. Alles in allem handelt es sich um ein lesenswertes Buch, welches seine Berechtigung nicht nur im Rahmen der Reihe „Staatsverständnisse“ hat, sondern darüber hinaus, vor dem Hintergrund der bisher eher mangelhaften Rezeption der Habermas’schen Staatstheorie, längst überfällig ist.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 5.41 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Gary S. Schaal (Hrsg.): Das Staatsverständnis von Jürgen Habermas Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30834-das-staatsverstaendnis-von-juergen-habermas_36639, veröffentlicht am 04.02.2010. Buch-Nr.: 36639 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken