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Das Schwert, der Schild und der Igel – Die Stärkung der Abschreckung im Rahmen des neuen Strategischen Konzepts der NATO

19.02.2023
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Sean Monaghan
Wie sahen strategische Konzepte zur Abschreckung für die NATO in der Vergangenheit aus und welche Effekte ließen sich beobachten? Bild: Oleksandr Pidvalnyi, Pixabay.

Auf dem NATO-Gipfel von Madrid im Juni 2022 wurden neben dem neuen strategischen Konzept auch Maßnahmen zur Stärkung der Abschreckung und Verteidigung beschlossen. Die Umsetzung erfordert indes, dass seitens der Verbündeten nunmehr eine Vielzahl an Aufgaben zu erfüllen ist, um die eigenen Fähigkeiten zur Abwehr und Abschreckung zu verbessern. Sean Monaghan, derzeit Visiting Fellow im Europa-, Russland- und Eurasien-Programm am Center for Strategic and International Studies (CSIS), wirft daher einen Blick zurück und skizziert für "SIRIUS: Zeitschrift für Strategische Analysen" die Kernpunkte vorangegangener strategischer Konzepte. (tt)

 

Eine Analyse von Sean Monaghan


Einleitung

Als sich die Staats- und Regierungschefs der NATO im Jahr 1951 in Lissabon versammelten, hoffte die Allianz, 50 Divisionen aufstellen zu können, um die Sowjetunion von einem Angriff abzuschrecken.[1] Am Ende des Kalten Krieges hatte sie über 100.[2] Ende Juni 2022, als in der Ukraine der Krieg tobte, ein revanchistisches Russland den NATO-Mitgliedstaaten mit dem Einsatz von Kernwaffen drohte und sich die Staats- und Regierungschefs der NATO unweit des Kriegsschauplatzes, in Madrid versammelten, hatte die NATO ganze acht vorgeschobene Kampfgruppen zu ihrer Verfügung.[3]

In Madrid beschloss die NATO im Juni 2022 ihr neues strategisches Konzept sowie ein Paket von Maßnahmen zur deutlichen Stärkung ihre Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg beschrieb diese Maßnahmen als „die größte Revision unserer kollektiven Abschreckung und Verteidigung seit dem Ende des Kalten Krieges.“[4] Aber die NATO hat noch viel zu tun, um diese hochgesetzten Ziele zu erreichen. Während die von Russland ausgehende Bedrohung wieder das Niveau des Kalten Krieges erreicht hat, unternimmt die NATO Anstrengungen, um den großen Rückstand aufzuholen. Um die Lücke zu schließen, sollte die NATO die grundlegenden Elemente der „Schwert und Schild“-Strategie und der „Igel-Verteidigung“, mit denen sie die sowjetische Aggression eindämmte, neu beleben – und modernisieren.

 

weiterlesen

 

1 Vgl. 1952 Arms Goals set up for NATO. Eisenhower to Have Fifty Divisions by End of Year if Quotas Are Met, New York Times, 20.2.1952, 9.

2 https://www.nato.int/cps/fr/natohq/declassified_138256.htm.

3 https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/2022/6/pdf/2206-factsheet_efp_en.pdf.

4 https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_197080.htm.

 



cover sirius band 6 heft 4

„Das Schwert, der Schild und der Igel – Die Stärkung der Abschreckung im Rahmen des neuen Strategischen Konzepts der NATO“
SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen 
Band 6, Heft. 4-2022, Seiten 423-431, https://doi.org/10.1515/sirius-2022-4006

Die Erstveröffentlichung des Textes erfolgte am 29. November 2022.

 

Dieses SIRIUS-Heft entstand im Jubiläumszeitraum der Stiftung Wissenschaft und Demokratie. Die Stiftung ist seit 30 Jahren tätig und verfolgt mit ihren Einrichtungen und Förderprojekten das Ziel, insbesondere die Politikwissenschaft bei der Lösung praktischer und normativer Probleme der Demokratie zu unterstützen.              

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