In dieser Einführung präsentiert Klaus Ziemer, der seit 2011 in Warschau lehrt und bereits einige Publikationen zu Osteuropa und Polen vorgelegt hat (siehe Buch‑Nr. 37677 oder 9268), nicht allein die klassischen Elemente des politischen Systems in Polen – wie das Parlament, die Regierung und den Staatspräsidenten. In der gleichermaßen konzisen wie informationsreichen Einleitung umreißt Ziemer zunächst auch die lange Verfassungsgeschichte des Landes. Angesichts der wechselvollen Historie in den vergangenen drei Jahrhunderten – drei Teilungen, mehrere „Große“ und „Kleine Verfassungen“ (darunter die erste schriftliche in Europa) – ist eine solche Hinführung unabdingbar. Womöglich wäre sogar eine etwas ausführlichere Darstellung vertretbar gewesen. Positiv fällt dann außerdem auf, dass die intermediären Strukturen Eingang in die Darstellung gefunden haben: etwa die maßgeblichen Interessengruppen wie die Gewerkschaften, die wichtigsten Massenmedien und – eine Polen‑Einführung kann sie nicht ignorieren – die katholische Kirche, die „seit Beginn der Eigenstaatlichkeit aufs Engste [mit Polen] verbunden“ (273) ist; weit über 90 Prozent der Polen sind römisch‑katholischen Glaubens. Zuletzt ist die Skizzierung der politischen Kultur – ebenso wie die intermediären Strukturen in der Literatur häufig vernachlässigt – zu würdigen, zumal sich Konfliktlinien hier überlagern: so die tradierte Anti‑Haltung gegenüber dem Staat, dann der für osteuropäische Gesellschaften typische Pro‑/Anti‑Kommunismus‑Konflikt, der noch durch die Reibungen zwischen Kommunismus und katholischer Kirche beeinflusst wird, und schließlich die Linie, die – ebenfalls typisch osteuropäisch – Nationalisten von Internationalisten trennt. Weder lässt diese Einführung insgesamt zentrale Elemente des politischen Systems vermissen, noch ist sie zu weitschweifig, um sich in relativ kurzer Zeit ein genaues Bild von der Politik in Polen machen zu können.