Die Aufmerksamkeit der Autorinnen und Autoren des Sammelbandes richtet sich auf das größte und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas, dessen politische und wirtschaftliche Bedeutung weltweit an Bedeutung gewinnt: Brasilien. Seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahre 1985 hat es einen umfassenden, „jedoch oftmals unbemerkten Wandlungsprozess“ (14) durchlaufen, betonen die Herausgeber. Aber auf welche Weise hat sich das politische System Brasiliens in den vergangenen mehr als 25 Jahren entwickelt? Dieser Fragestellung widmen sich Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Juristen aus Deutschland und Brasilien. Sie betrachten in ihren Beiträgen institutionelle Strukturen, Akteurskonstellationen und Interessenkonflikte auf den verschiedenen politischen Ebenen in vier Abschnitten: Im ersten betten die Autoren das politische System des Staates in den historischen, politischen und sozioökonomischen Kontext; Themen sind die Entstehung des brasilianischen Industriemodells, die Verfassungsgeschichte und die starken sozialen Unterschiede im Land. Im zweiten Teil geht es um die Gewaltenteilung; im Fokus stehen die Besonderheiten des brasilianischen Präsidentialismus und das Zusammenspiel von Ländern und Bundesstaat. Der dritte Part ist den Interessenvertretungen gewidmet, in den einzelnen Kapiteln werden politische Parteien, Gewerkschaften, soziale Bewegungen und Medien beschrieben. Im abschließenden Teil werden einzelne Politikfelder analysiert, dabei reicht das Spektrum von der Außenpolitik über die Wirtschafts- und Forschungspolitik, Energie- und Umweltpolitik bis hin zur Sozial- und Genderpolitik. In allen Kapiteln liegt ein besonderes Augenmerk auf der Präsidentschaft (2003-2011) von Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva; die Autoren ziehen eine erste Bilanz.