Politikwiss. Diss. Heidelberg; Gutachter: Frank R. Pfetsch, P. Schlotter. – Die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neu entstandenen fünf Staaten Zentralasiens verfügen zum Teil über bedeutende Erdgas- und Erdölvorkommen, die mögliche Entwicklungs- wie Konfliktpotenziale bergen. Der Autor untersucht aus neorealistischer Perspektive die Interessen- und Machtkonstellationen der wichtigsten Groß- und Regionalmächte und ihre Wechselwirkungen mit den zentralasiatischen Staaten. „Auf der einen Seite stehen Russland und – etwas weniger stark ausgeprägt – die USA und China sowie die Türkei und der Iran, die ganz im Sinne eines konventionellen Nullsummenspiels in der Tradition des ‚Great Game’ darauf zielen, ihren Einfluss in der Großregion zu vergrößern oder zumindest zu bewahren. [...] Auf der anderen Seite stehen jene, die an einer Stärkung der Staatlichkeit der Länder der Großregion und an ihrer Kooperation untereinander und innerhalb der Staatenwelt interessiert sind. Das sind zum einen die betroffenen Staaten selbst und zum anderen vor allem Europa.“ (29) Genç leitet seine Arbeit mit fünf sozioökonomischen Kurzprofilen der neuen Staaten ein, analysiert dann den Einfluss der Regional- und Großmächte auf die zentralasiatische Pipelinepolitik und zeichnet anschließend entlang der wirtschaftlichen und militärischen Kraft der einzelnen Akteure ein komplexes Geflecht machtpolitischer und wirtschaftspolitischer Interessen. Die beteiligten Staaten seien zwar an der Stabilität der Region interessiert, doch, resümiert der Autor, „geschieht dies in Konkurrenz zueinander, was wiederum ein gewisses Konfliktpotential schafft.“ (201)