Skip to main content
Ulrich Albrecht / Sabine Riedel / Michael Kalman / Paul Schäfer (Hrsg.)

Das Kosovo-Dilemma. Schwache Staaten und Neue Kriege als Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Münster: Westfälisches Dampfboot 2002; 222 S.; 20,50 €; ISBN 3-89691-526-6
Am Beispiel des Kosovo, aber auch ausgewählter anderer Regionen auf dem Balkan, zeigen die Beiträge die schwierigen Probleme, mit denen sich die internationale Gemeinschaft nicht nur in dieser Region konfrontiert sieht: Die militärische Verhinderung der Vertreibung von Volksgruppen bringt eine ethnische Trennung hervor und manifestiert damit eben das, was sie zu verhindern versucht. Die aus politischen Gründen offen gehaltene Statusfrage des Kosovo erschwert (beziehungsweise verhindert) den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Die langsame ökonomische Entwicklung begünstigt das Entstehen einer Schattenwirtschaft, deren Erblühen den instabilen politischen Zustand schließlich zum Selbstzweck werden lässt. Schließlich fördert das Engagement internationaler Hilfskräfte die Entstehung von politischen Strukturen, innerhalb derer ethnisch begrenzte Gruppen Macht übernehmen können, ohne demokratisch legitimiert zu sein. Diese Dilemmata ergeben sich aus einer "global verbreitete[n] Trias aus neuen Kriegen, schwachen Staaten und militärischen Interventionen" (10). Aus friedenswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet der Band diese komplexen Zusammenhänge in vielen Facetten. Inhalt: Ulrich Albrecht / Michael Kalman / Sabine Riedel / Paul Schäfer: Zur Einführung: Das Kosovo-Dilemma (7-15); Dušan Relji?: Serbien nach Miloševi? (17-29); Wolf Oschlies: Brennpunkt Makedonien: Dilemmata zwischen Minderheitenschutz, Terrorismus und staatlichem Gewaltmonopol (31-46); Sabine Riedel: Ethnizität als schwankendes Fundament staatlicher Ordnung (47-62); Michael Kalman: Der Balkan - eine Konfliktregion labiler Staaten (63-82); Kurt Hübner: Die Balkanregion im wirtschaftlichen Abseits: Nachrichten von der südosteuropäischen Peripherie (83-96); Peter Scherrer: Kein dauerhafter Friede ohne soziale Gerechtigkeit (97-106); Jasmine Bachmann: Wie sauber sind die neuen Kriege? Moderne Kriegführung und ihre langfristigen Folgen für Mensch und Natur (107-117); Burkhard Luber: Entfeindungsarbeit von Nichtregierungsorganisationen als friedenpolitischer Beitrag. Das Beispiel Ostslawonien (119-125); Peter Lock: Die High-Tech-Kriege des 21. Jahrhunderts (127-140); Astrid Nissen / Katrin Radtke: Warlords als neue Akteure der internationalen Beziehungen (141-155); Hans-Christof von Sponeck: Ein scharfes Schwert trifft die Falschen: Wirtschaftssanktionen in den internationalen Beziehungen (157-164); Hans-Joachim Heintze: Gibt es ein Recht auf humanitäre Intervention? Das Völkerrecht nach dem Kosovo-Krieg (165-181); Ernst Schulte-Holtey: "Hochherziger Polizeieinsatz" oder "ordinärer Krieg"? Wie die Medienberichterstattung den neuen deutschen Krieg auf dem Balkan erzählt (183-196); Paul Schäfer: Über Wahrheitsfindung, Nachkriegsordnung und hegemoniale Stabilität (197-219).
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.25 | 4.41 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Ulrich Albrecht / Sabine Riedel / Michael Kalman / Paul Schäfer (Hrsg.): Das Kosovo-Dilemma. Münster: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17621-das-kosovo-dilemma_20305, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20305 Rezension drucken