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Edita Ivaničková / Miloš Řezník / Volker Zimmermann (Hrsg.)

Das Jahr 1989 im deutsch-tschechisch-slowakischen Kontext

Essen: Klartext 2013 (Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission 19; Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte im östlichen Europa 43); 280 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-8375-1009-6
Das zwanzigjährige Jubiläum der „Wenden“ (7) von 1989 wies eine um einiges höhere Dichte an wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen auf als das zehnjährige des Jahres 1999, wobei in Deutschland – trotz mancher Europäisierungstendenzen – weitgehend eine Konzentration auf die eigene Erfahrung des Mauerfalls zu verzeichnen war. Die vergleichende Betrachtung mehrerer ostmitteleuropäischer Länder in diesem Sammelband zeigt, dass trotz mancher Unterschiede die politischen Umbrüche in der Tschechoslowakei und DDR gleichermaßen als „einigermaßen verspätete Reaktionen auf eine sich seit vielen Jahren abzeichnende Erosion von Herrschaft und Wirtschaft, vor allem aber des Legitimationsglaubens in breiten Teilen der Bevölkerung“ (11) zu werten sind. In den Beiträgen, die auf eine Tagung der Deutsch‑Tschechischen und Deutsch‑Slowakischen Historikerkommission im Oktober 2009 in Bratislava zurückgehen, wird neben der nationalen auch die regionale Ebene thematisiert. In seiner Analyse der Ideale der Samtenen Revolution vom November und Dezember 1989 erweitert James Krapfl den Blickwinkel, weg von der Hauptstadt Prag und hin zu anderen Städten und Gemeinden im Land. Gerade im Hinblick auf die Diskussion um reformsozialistische Konzepte zeigen sich dabei große regionale Divergenzen: „Es gab in und um die Hauptstädte und in der Südslowakei mehr Unterstützung für einen radikalen Bruch mit dem Sozialismus und für die Einführung einer Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild als anderswo in der Tschechoslowakei“ (99). Damit zusammenhängend konstatieren die Herausgeber zurecht, „dass es nicht mal eine einzige Wende in einem Staat gab, sondern eben auch dort viele zum Teil sehr unterschiedliche ,Wenden‘“. Die vor allem mit den Ereignissen in den Hauptstädten zusammenhängenden Meistererzählungen der politischen Veränderungen würden demnach „zwar einen wichtigen, aber eben nur einen Teil des komplexen Umbruchsprozesses [des Jahres 1989] widerspiegeln“ (12). Neben der deutschen erscheint parallel auch eine tschechisch‑slowakische Fassung des Bandes.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.22.3142.614.214.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Edita Ivaničková / Miloš Řezník / Volker Zimmermann (Hrsg.): Das Jahr 1989 im deutsch-tschechisch-slowakischen Kontext Essen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36942-das-jahr-1989-im-deutsch-tschechisch-slowakischen-kontext_45453, veröffentlicht am 03.04.2014. Buch-Nr.: 45453 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken