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Maria Teresa Moser

Das Gedankengut von Simón Bolívar und seine Instrumentalisierung durch Hugo Chávez in Venezuela

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 597); 223 S.; brosch., 39,80 €; ISBN 978-3-631-61405-1
Diss. Würzburg; Begutachtung: P.-L. Weinacht, H.-J. Lauth. – Der von Hugo Chávez geführte Staat trägt die offizielle Bezeichnung Bolivarische Republik Venezuela, aber nur wenigen Europäern werden die grundsätzlichen Gedanken des Revolutionsführers Simón Bolívar und nur wenigen Südamerikanern die konkreten Inhalte seiner Schriften bekannt sein. Vor dem Hintergrund dieses Defizits prüft Moser, ob sich Chávez zu Recht in die Tradition Bolívars stellt und dessen politischen Überzeugungen wirklich umsetzt. Für ihre Untersuchung stützt sie sich auf unterschiedliche, überwiegend in der spanischen Originalsprache verfasste Quellen, in Teil B (Bolívar) greift sie auf die vier bekanntesten und in unterschiedlichen politischen Kontexten entstandenen Texte sowie weitere Briefe des Revolutionsführers zurück. Wegen der nur marginal vorhandenen Forschungsliteratur über Chávez (Teil C) nutzt Moser dann offizielle Fernsehansprachen, venezolanische Zeitungsartikel sowie einen Interviewband. Insbesondere die Inhalte in Bolívars Schriften interpretiert die Autorin mit Blick auf die historischen Gegebenheiten und möchte sie nicht als monolithisches Gesamtwerk verstanden wissen, denn der Unabhängigkeitskämpfer war „mehr als einmal gezwungen, seine Einstellungen zu ändern oder anzupassen, sodass sie der veränderten Situation angemessen waren“ (10). Diese methodische Prämisse spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider: War Bolívar zu Beginn seiner politischen Karriere sozialistischer Revolutionär, wurde er kurz vor seinem Tod „konservativ, bisweilen reaktionär“ (195). Und obgleich sich Parallelen in der Persönlichkeit und den politischen Zielen bei Bolívar und Chávez finden – etwa die Selbstidentifikation als Soldat, das Anführen einer Revolution, die Einführung von Wahlen, eine Bildungsreform und die angestrebte Partizipation der Gesellschaftsmitglieder – so sind für Moser fundamentale Unterschiede evident: Bolívar sah in der Gewaltenteilung das Fundament seines Landes, deren Souveränität von Gesetzen und einer unabhängigen Rechtsprechung limitiert werden müsse; Chávez hingegen hält offiziell an der Gewaltenteilung fest, de facto fließen aber alle drei Gewalten in seiner Person zusammen. Außerdem hat er „ein bestehendes politisches System ausgehöhlt und ist allein für die Auslegung der Gesetze im Sinne der Gerechtigkeit legitimiert“ (198). Nach ihrer Analyse ist für Moser daher klar, dass Chávez Bolívars Gedankengut für seine Machtabsicherung instrumentalisiert.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 | 2.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Maria Teresa Moser: Das Gedankengut von Simón Bolívar und seine Instrumentalisierung durch Hugo Chávez in Venezuela Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34530-das-gedankengut-von-simn-bolvar-und-seine-instrumentalisierung-durch-hugo-chvez-in-venezuela_41469, veröffentlicht am 12.01.2012. Buch-Nr.: 41469 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken