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Joerg Schumacher

Das Ende der kulturellen Doppelrepräsentation. Die Auswärtige Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland und der DDR am Beispiel ihrer Kulturinstitute 1989/90

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Studien zur Kulturpolitik 12); 251 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-631-60302-4
Diss. Hildesheim. – Die beiden deutschen Staaten unterhielten im Ausland je eigene Botschaften. Zusätzlich wurden in einigen Ländern auch Kulturinstitute eröffnet – Schumacher bezeichnet dies als „kulturelle Doppelrepräsentation“. Dieser widmet er sich in einer vergleichenden Analyse ausgewählter Länder, in denen sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik im Zeitraum zwischen November 1989 und Oktober 1990 Kulturinstitute unterhielten. Dabei fragt er, ob es „einen ‚kommunikativen Zusammenhang’ der Institute im Ausland gegeben hat oder ob die Institute jeweils eher ‚aus sich selbst heraus’ kulturell tätig waren“ (9). Konkret schaut sich Schumacher die Kulturinstitute in Bulgarien, Finnland, Frankreich, Schweden, Syrien und Ungarn an und konzentriert sich während seiner Analyse auf die Gestaltung und Entwicklung der kulturellen Programmarbeit während der letzten Phase der kulturellen Doppelrepräsentation. Die Textanalyse bereichert er durch insgesamt 18 fragebogengestützte Zeitzeugen- und Experteninterviews (vorrangig befragt er die Leiter der Kulturinstitute). Schumacher arbeitet unter anderem heraus, dass es den Kulturinstituten der DDR weder gelungen ist, eine ideologisch unbelastete Kulturarbeit zu praktizieren, noch eine mit dem Goethe-Institut vergleichbare weltweite Präsenz aufzubauen. Die DDR hat fast die gesamten 40 Jahre hinweg einen Erfahrungsaustausch oder gar eine Zusammenarbeit mit anderen – speziell mit westdeutschen – kulturellen Einrichtungen vermieden. Die Kontaktsperre stieß beim Goethe-Institut auf Unkenntnis und Desinteresse. Ab 1989 erhielten die Institute der DDR neue Freiheiten, die jedoch nicht alle gleichermaßen zu nutzen verstanden. So verfielen die Kulturinstitute in Stockholm und Damaskus in eine Art Schockstarre und empfanden die Entwicklungen ab 1989 als katastrophal, während in Helsinki und Paris eine Aufbruchstimmung entstand und innovative Programme entwickelt wurden, mit denen die DDR kritisch beleuchtet wurde.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.21 | 4.22 | 2.313 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Joerg Schumacher: Das Ende der kulturellen Doppelrepräsentation. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35325-das-ende-der-kulturellen-doppelrepraesentation_42545, veröffentlicht am 06.09.2012. Buch-Nr.: 42545 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken