Migration wird in den westlichen (Aufnahme-)Gesellschaften zumeist im Zusammenhang von Integration, Armutsbekämpfung und Abschottung betrachtet. Mit diesem Band werden die Motive und Ursachen von Migration und die damit verbundenen Folgen für die Herkunftsgesellschaften in den Mittelpunkt gerückt. Dass sich Migration nicht nur auf die jeweilige familiäre Lebenssituation und Arbeitsteilung auswirkt, sondern gesamtgesellschaftliche Umbrüche hervorbringt und ökonomische und politische Rückwirkungen nach sich zieht, wird am Beispiel von Lateinamerika und Südostasien in wissenschaftlichen ebenso wie in narrativen Beiträgen anschaulich vermittelt. Einen Schwerpunkt bilden die Philippinen, die als Exportland von Arbeitskräften gelten. Der Band ist nach einzelnen Stationen der Migration gegliedert und umfasst eine Vielzahl von Aspekten und Formen. Dazu zählt beispielsweise das Phänomen der Transnationalität, das insbesondere im Fall von temporärer Arbeitsmigration zum Tragen kommt und kulturelle Austauschprozesse zwischen den Migrierenden und ihrer Herkunftsgesellschaft in Gang setzt. Diskutiert werden zudem die ökonomische Bedeutung und das Konfliktpotenzial von Geldrücksendungen in die Heimatländer sowie die Frage, inwieweit sich auch die im Zielland gemachten Erfahrungen mit Demokratie rücküberweisen lassen. Zur Sprache kommen schließlich noch die Feminisierung der Migration und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse. So wird geschildert, wie zurückgelassene Ehemänner und Väter ein neues Bild von Männlichkeit entwerfen, das sich mit ihrer neuen Rolle als Hausmann vereinbaren lässt. Interessant ist zudem ein Abschnitt, der der Steuerung von Migration aus der Südperspektive gewidmet ist. Der Band ist in erster Linie für die politische Bildungsarbeit konzipiert worden. Er empfiehlt sich als hervorragender Einstieg in eine zumeist unterbelichtete Seite des Themas Migration.