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Thomas de Maizière

Damit der Staat den Menschen dient. Über Macht und Regieren

Berlin: Siedler Verlag 2013; 380 S.; geb., 22,99 €; ISBN 978-3-8275-0022-9
Wer etwas über das Innenleben einer Politikerseele wie auch über das Innenleben von politischen Institutionen und bürokratischen Machtapparaten erfahren möchte, ist bei diesem Buch an der richtigen Adresse. In einem sehr freimütigen und mit analytischem Scharfsinn geführten Gespräch, dessen einzelne Kapitel meist mit kompakten ein‑ bis zweiseitigen Hintergrunderläuterungen eingeleitet werden, gibt unser gegenwärtiger Bundesverteidigungsminister Einblick in seine bisherige Lebensgeschichte, die immer in ihrer Verknüpfung mit zentralen Fragen deutscher Innenpolitik erzählt wird. De Maizières Sicht der politischen Welt, seine Einsicht in die bundesrepublikanische Ämterordnung und seine Beurteilung bedeutender politischer Ereignisse – sei es etwa die deutsche Wiedervereinigung oder der Umgang der Großen Koalition mit der Weltfinanzkrise – prägen die thematische Linienführung, die durchaus erkennbar in seiner Herkunftsfamilie ihren Ausgang nimmt. Es wird sehr deutlich, aus welchem biografischen Hintergrund er handelt und aus welcher Optik heraus er Politik beurteilt und selbst betreibt. Als Sohn des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr lernte er als Redenschreiber für Richard von Weizsäcker zunächst das Weltpolitische kennen und als Mitarbeiter des Stadtpolitikers Eberhard Diepgen lernte er dazu: „Wo findet man in Akten Problemstellen und warum? [...] Merken, wenn Verwaltung so formuliert, dass da eine faule Stelle ist.“ (115) Als Angehöriger der „89‑Generation“ (138), die in den Wirren des politischen Umbruchs geradezu hautnah Politik als existenzielles Tun kennenlernte, gehörte er 1990 auf ostdeutscher Seite der Verhandlungsdelegation für den Einigungsvertrag an. Später leitete Thomas de Maizière die Staatskanzleien in Schwerin und in Dresden und er führte mehrere sächsische Ministerien, ehe Angela Merkel ihm nach der gewonnenen Bundestagswahl 2005 die Leitung des Bundeskanzleramtes in Berlin antrug. In Merkels zweiter Amtszeit wurde de Maizière Bundesminister des Innern, bis er im März 2011 – obwohl er auch versucht hatte, „der Bundeskanzlerin das auszureden“ (337) – das Verteidigungsministerium übernahm. All diese Stationen seines politischen Lebens leuchtet de Maizière in vielen Details aus. Miteinander verbunden ergeben sie die bisherige Lebensgeschichte eines politischen Menschen, die einsehbar macht, wie konkret und kontingent Politik ist und welcher Qualitäten es bedarf, um höchste Ämter in einer Republik verantwortungsvoll auszufüllen.
Karl-Heinz Breier (KHB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Karl-Heinz Breier, Rezension zu: Thomas de Maizière: Damit der Staat den Menschen dient. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36072-damit-der-staat-den-menschen-dient_43740, veröffentlicht am 15.08.2013. Buch-Nr.: 43740 Rezension drucken