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Reinhard Krumm / Sergei Medvedev / Hans-Henning Schröder (Hrsg.)

Constructing Identities in Europe. German and Russian Perspectives

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Internationale Politik und Sicherheit 66); 250 S.; 38,- €; ISBN 978-3-8329-7221-9
Die Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union sind immer wieder von Kontroversen geprägt. In einem gemeinsamen Projekt der Friedrich‑Ebert‑Stiftung, der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und der Moskauer Higher School of Economics widmeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich den „grundlegenden Fragen von Zugehörigkeit, Gesellschaft und Identität“ (7), die als tiefergehende Ursachen dieser Schwierigkeiten gewertet werden. Die Ergebnisse zweier Konferenzen sowie mehrerer Umfragen und Studien werden in diesem Band zusammengefasst. Im Zentrum stehen dabei die gegenseitige Wahrnehmung von Russland und der EU beziehungsweise hauptsächlich Deutschland sowie die Zukunft der beiderseitigen Beziehungen. Olga Malinova, Politologin am Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen, konstatiert die Rückkehr der alten Dichotomie zwischen sogenannten Westlern und Nativisten in Russland seit Mitte der 1980er‑Jahre. Die damit einhergehende Binarität in der Konstruktion der eigenen Identität erschwere den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen. Annabelle Ahrens und Hans‑Jürgen Weiss, Sozialwissenschaftler an einem Potsdamer Medienforschungsinstitut, analysieren die Perzeption von Russland in der Süddeutschen und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in den 2000er‑Jahren. Entsprechende Artikel bezogen sich hauptsächlich auf die Außenpolitik und zeichneten zunehmend ein negatives Bild Russlands. Valeria Kasamara und Anton Sobolev, Politologen an der Higher School of Economics, zeigen umgekehrt, dass Deutschland das in den russischen Medien am stärksten behandelte europäische Land ist. Trotz mancher Schwierigkeiten in den Beziehungen wird es als wichtigster Partner innerhalb der EU angesehen. Susan Stewart, stellvertretende Forschungsgruppenleiterin in der SWP, fragt nach den Potenzialen einer kohärenteren Politik der EU gegenüber Russland. Durch teilweise starke historische Belastungen der Beziehungen – etwa im Fall Polens – würde eine interessengeleitete Politik in den Bereichen Wirtschaft und Sicherheit hier vielversprechender sein.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 4.222.612.624.213.62.232.3332.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Reinhard Krumm / Sergei Medvedev / Hans-Henning Schröder (Hrsg.): Constructing Identities in Europe. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36418-constructing-identities-in-europe_42072, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 42072 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken