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Gao Zhisheng

Chinas Hoffnung. Mein Leben und Kampf als Rechtsanwalt im größten kommunistischen Staat. Hrsg. von Thomas Kalmund

Münster: agenda Verlag 2008; 371 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-89688-355-1
Gao ist einer der bekanntesten Anwälte für Menschenrechte in China, 2001 noch war er vom Justizministerium zu einem der zehn besten Anwälte des Landes gekürt worden. Nach offenen Briefen, in denen er vor allem gegen die Unterdrückung religiöser Gemeinschaften protestierte, nach seinem rechtlichen Beistand für Mitglieder der von der Regierung kriminalisierte Falun Gong-Gemeinschaft und nachdem er eine Hungerstreikkampagne organisierte hatte, wurde Gao verhaftet und gefoltert. Seit seiner erneuten Verhaftung Anfang dieses Jahres fehlen nach Angaben von Amnesty International verlässliche Angaben über seinen Verbleib und seinen Gesundheitszustand. Seiner Frau und seinen beiden Kindern ist es inzwischen gelungen, in die USA zu flüchten. In seiner Autobiografie, die 2006 erstmals in den USA erschien, legt Gao ein erschütterndes Zeugnis über das Rechtssystem in China ab – es ist geprägt von Willkür und Korruption, in allen Bereichen. So berichtet Gao, dass er jede Klage gegen eine Zwangsumsiedlung verloren habe, weil „die zwei mächtigsten Gruppen in China – die Immobiliengesellschaften und ihre Marionetten, die Regierungsbeamten aller Ebenen“ (68) sich einig gewesen seien. Bürger, die mit Petitionen gegen willkürliche Entscheidungen protestieren, müssen mit ihrer Verhaftung und der Einweisung in ein Arbeitslager oder in eine psychiatrische Klinik rechnen, Gao belegt dies mit mehreren konkreten Beispielen. Als besonders krasses Beispiel der staatlichen Willkür schildert Gao die Verfolgung der Falun Gong-Anhänger, zwischen 1998 und 2006 seien 3.000 von ihnen getötet und Hunderttausende in Arbeitslager gebracht worden. Die Regierung habe eigens Büros zur Verfolgung eingerichtet und gesetzliche Regelungen geändert, um gezielt und scheinbar rechtens gegen Falun Gong vorgehen zu können. Bei diesem Vorgehen handelt es sich nach Erkenntnis von Gao um keinen Einzelfall, immer wieder werden „Vorschriften erlassen, um die Bürger daran zu hindern, ihre Menschenrechte zu wahren“ (249). Sein Traum, die Gesellschaft zu verbessern, habe „sich in einen Alptraum verwandelt“ (63).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.682.12.222.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Zhisheng Gao: Chinas Hoffnung. Münster: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29534-chinas-hoffnung_34964, veröffentlicht am 23.06.2009. Buch-Nr.: 34964 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken