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Viktor Krieger

Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft. Historische Schlüsselerfahrungen und kollektives Gedächtnis

Berlin: Lit 2013 (Geschichte, Kultur und Lebensweisen der Russlanddeutschen 1); IV, 264 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-12073-1
Etwa 2,5 Millionen Einwohner der Bundesrepublik Deutschland sind russlanddeutscher Herkunft. Zu ihnen gehört der Verfasser, der 1991 nach Deutschland übersiedelte und seitdem zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema vorgelegt hat. Der Band enthält eine Reihe kürzerer Veröffentlichungen, die erstmals in Organen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland erschienen waren und nun überarbeitet und um einen Anmerkungsapparat ergänzt vorliegen. Viktor Krieger, langjähriger Lehrbeauftragter am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universität Heidelberg, fragt nach der Bedeutung historischer Erfahrungen für die Identität der Russlanddeutschen und identifiziert drei prominente Arten von Eigenwahrnehmung: die Erfahrung von „Dienst‑ und Arbeitsethos“, „Leidens‑ und Opfererfahrungen“ sowie „Freiheitsdrang und Widerstand“ (1). Diese Aspekte werden in vier Kapiteln entfaltet, die sich auf Rolle und Schicksal der Russlanddeutschen in der Sowjetunion konzentrieren und gelegentlich bis in die Gegenwart ausgreifen. Breiten Raum nehmen dabei der stalinistische Terror und die Deportation der Volksgruppe nach dem Überfall NS‑Deutschlands auf die Sowjetunion ein, wobei etwa 480.000 Menschen ums Leben kamen. Massive Kritik wird an dem Umstand geübt, dass es bis heute zu keiner politisch‑territorialen Rehabilitierung der Russlanddeutschen in Russland gekommen ist – im Unterschied zum Umgang mit anderen Minderheiten. Ergänzt werden die Ausführungen durch einen umfangreichen Anhang mit Registern, einem Glossar und einer Chronologie sowie zahlreiche Abbildungen. Der Band begründet eine neue, vom Verfasser herausgegebene Reihe: „Geschichte, Kultur und Lebensweisen der Russlanddeutschen“. Explizite Ausführungen zu ihren Zielen finden sich nicht. Man kann wohl aber die Forderung übertragen, die Krieger im ersten Band aufstellt: Es gehe ihm darum, das „berechtige Anliegen“ der Russlanddeutschen zu unterstützen, „dass ihre Vergangenheit und ihr kulturelles Erbe angemessen aufbewahrt, erforscht und in der breiten Öffentlichkeit würdig repräsentiert werden“ (5).
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.62 | 4.42 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Viktor Krieger: Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36532-bundesbuerger-russlanddeutscher-herkunft_44638, veröffentlicht am 19.12.2013. Buch-Nr.: 44638 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken