Folgt man vorläufigen Befunden, so ließe sich konstatieren, dass in Ostdeutschland bürgerschaftliches Engagement weniger stark ausgeprägt ist als in den alten Bundesländern. Die Intention des Bandes ist es, das Thema nicht nur aus einer Defizitperspektive zu betrachten, sondern bei der Beschreibung und Analyse bürgerschaftlichen Engagements in Ostdeutschland aus einer „Differenzperspektive" (8) zu fragen, „ob es angesichts nachwirkender Traditionen, unzureichend ausgebildeter institutioneller und organisatorischer Strukturen sowie bestehender Kompetenz- und Erfahrungslücken bei den Akteuren zu einer nachholenden Anpassung in Ostdeutschland an den engagementpolitischen Entwicklungspfad der Altbundesländer kommt oder ob sich in Ostdeutschland die Konturen einer eigendynamischen Engagementlandschaft abzeichnen" (8 f.). Inhalt: Einleitung: Holger Backhaus-Maul / Olaf Ebert / Gisela Jakob / Thomas Olk: Institutionelle Lücken und günstige Gelegenheiten. Zum aktuellen Stand der Debatte über bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland (5-18). Gesellschaftspolitische Entwicklungen: Roland Roth: Chancen und Hindernisse bürgerschaftlichen Engagements in den neuen Bundesländern (19-41); Lothar Probst: Ostdeutschland - ein zivilgesellschaftliches Niemandsland? (43-55); Hans Jochen Tschiche: Rechtsradikales Engagement - Schattenseiten des Bürgerengagements? Politische Beobachtungen und Erfahrungen (57-64); Gisela Jakob: Arbeitslosigkeit und bürgerschaftliches Engagement. Annäherung an ein kontroverses Thema (65-87). Empirische Bestandsaufnahmen: Thomas Gensicke: Freiwilliges Engagement in den neuen Bundesländern. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage (89-107); Olaf Ebert / Thomas Strittmatter / Bernd Wagner: Freiwilliges Engagement in der Kultur. Ergebnisse einer empirischen Studie in Halle/Saale und Frankfurt/Oder (109-123); Sebastian Braun / Jürgen Baur: Von staatlicher Steuerung zur Selbstorganisation - Freiwilliges Engagement in ostdeutschen Sportvereinen (125-148); Karen Leonhardt: Ehrenamtliches Engagement in traditionellen Wohlfahrtsverbänden. Eine explorative Untersuchung am Beispiel von Arbeiterwohlfahrt und Volkssolidarität (149-165); Sulamith Fenkl / Karsten Speck: Ehrenamtliche Arbeit in der Evangelischen Kirche Ostdeutschlands - empirische Befunde aus einem unerforschten Feld (167-184); Peter-Georg Albrecht: Senioren für Senioren. Bürgerengagement in der Altenarbeit (185-200); Christa Müller: Akzeptanzprobleme von Eigeninitiative und Eigenarbeit: Das Kreativzentrum in der Plattenbausiedlung Wolfen-Nord (201-217); Olaf Ebert / Andreas Hesse: Freiwilligenagenturen in Ostdeutschland. Neue Hoffnungsträger der Engagementförderung? (219-236). Förderung bürgerschaftlichen Engagements: Eva Kunz: Engagement im Transformationsprozess. Konturen bürgerschaftlichen Engagements in Brandenburg (237-249); Angelika Reichelt: Engagiertes Sachsen? Eine Bestandsaufnahme ressortorientierter Fördermaßnahmen (251-265); Thomas Engemann / Simone Maaß: Innovative Ansätze und landespolitisches Zögern. Engagementförderung in Thüringen (267-279); Jan Hendrik Olbertz: Bürgerschaftliches Engagement in der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts. Bestandsaufnahme und konzeptionelle Überlegungen zur Engagementförderung (281-292). Perspektiven: Holger Backhaus-Maul / Gisela Jakob / Thomas Olk: Engagement in der Bürgergesellschaft (293-306); Gerd Mutz / Irene Kühnlein: Bürgerengagement und zivile Arbeitsgesellschaft - Perspektiven für West- und Ostdeutschland (307-328); Olaf Zimmermann / Gabriele Schulz: Bürgerschaftliches Engagement als Gesellschaftspolitik (329-344).