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Hermann Hill (Hrsg.)

Bürgerbeteiligung. Analysen und Praxisbeispiele

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Verwaltungsressourcen und Verwaltungsstrukturen 16); 228 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8329-6044-5
Die Bürgerbeteiligung ist normativ zu einer „Institution im demokratischen Gemeinwesen“ (37) geworden. Dass dies nicht nur Chancen eröffnet, sondern in der Praxis auch mit Komplikationen verbunden ist, zeigte das Symposium „Die Rolle der Bürgerinnen und Bürger in der Stadt der Zukunft“, das die Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften 2010 anlässlich des 80. Geburtstags ihres Emeritus Helmut Klages veranstaltete. Klages ist einer der Protagonisten der Bürgerbeteiligung, der Bürgerkommune und der Bürgerhaushalte in Deutschland. Der von Hill herausgegebene Band dokumentiert Referate und Praxisbeispiele. Im analytischen Teil stellt Joachim Wentzel fest, dass der Trend zu mehr direkter Beteiligung „en vogue“ (37) und nicht zuletzt eine Folge der Computerisierung ist. „Partizipationsmöglichkeiten sind durch das Internet und im Speziellen durch Web 2.0-Applikationen sehr viel leichter geworden.“ (37) Hill sieht in den neuen Möglichkeiten der Partizipation und der e-Democracy eine Chance für „Obrigkeits- und Hierarchieabbau“ (35). Aber die direkte Beteiligung der Bürger hat auch Schattenseiten. Wentzel beschreibt die „Kluft von aktiven und passiven Bürgern“ und ein „Spannungsverhältnis zwischen Instrumenten direkter Demokratie und dem Minderheitenschutz“ (47). Die Folgen sind eklatant: So steht einem theoretischen Potenzial von „24 Millionen Engagierten“ (14) in der deutschen Zivilgesellschaft nur ein Bruchteil tatsächlich politisch Engagierter gegenüber. „Die Verbreitung prominenter Formen der Bürgerbeteiligung ist minimal“ (15), kritisiert Klages. Dabei gibt es zahlreiche lohnende Formen, wie auf dem Symposium belegt wurde. Der Band enthält positive kommunale Fallbeispiele vom Planspiel Trierer Bürgerhaushalt (Kai Masser) und dem geschlechtersensiblen Beteiligungshaushalt in Freiburg (Annette Schubert) über E-Partizipation in der Lärmaktionsplanung (Karsten Lindloff/Oliver Märker) bis zu Integrationslotsen (Jochen Weber) und dem „Digitalen Stadtgedächtnis Coburg“ (Karin Engelhardt).
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.325 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Hermann Hill (Hrsg.): Bürgerbeteiligung. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33480-buergerbeteiligung_40067, veröffentlicht am 17.03.2011. Buch-Nr.: 40067 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken