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Zoë Felder

Bündnis 90/Die Grünen in Hessen. Entstehung und Entwicklung bis zur Landtagswahl 2009

Wiesbaden: Historische Kommission für Nassau 2014 (Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen 42); IX, 446 S.; geb., 35,- €; ISBN 978-3-930221-31-8
Diss. Marburg; Begutachtung: T. Schiller, U. Birsl. – Die eher kurze Geschichte der Grünen ist reich an Irrungen, Wendungen, Kabalen, Streit und Leidenschaft. Trotzdem sind entsprechende Abhandlungen eher rar gesät, Untersuchungen über einzelne Landesverbände sind sogar fast völlige Mangelware. Insofern leistet Zoë Felder mit ihrer Dissertation über die Geschichte der hessischen Grünen Pionierarbeit, die vor dem Hintergrund der Wendung der einst eher radikalökologischen Hessen um Jutta Ditfurth zur Realohochburg von Joschka Fischer besonders reizvoll ist. Felder zeigt dabei auf, welchen großen Schatz an Quellen das Archiv Grünes Gedächtnis bietet. Die enorm quellengesättigte Arbeit lässt daher kaum ein Detail aus, zumindest sofern dieses halbwegs auf offener Bühne verhandelt worden ist. Die gründliche Quellenexegese hat gleichwohl drei Kehrseiten, die zum Teil zwangsläufig der Anlage der Arbeit geschuldet sind. Die Autorin taucht erstens so tief in die Materie ein, dass sie zuweilen bei einigen Details die Distanz zu verlieren droht. Die fast selbstverständliche Übernahme einiger parteiintern viel genutzter Abkürzungen (insbesondere „LaVo“ statt Landesvorstand) stört dann ebenso wie manch unkommentierte Wiedergabe von Beurteilungen, die Akteure oder wohlmeinende Beobachter einst angebracht hatten. Gleichwohl, die großen Linien werden fundiert und differenziert referiert. Zweitens, die Akribie der Ausarbeitung kippt im Verlauf der Darstellung fast schon ins Pedantische. Der Grund liegt beim Forschungsobjekt. Die Geschichte der hessischen Grünen war ab Mitte der 1990er‑Jahre geradezu langweilig, jedenfalls verglichen mit den 1980er‑Jahren. Um die Analyse aber mit der gleichen Stringenz und Präzision vorzunehmen, muss sich Felder zwangsläufig auch sehr intensiv mit den eher weniger spannenden Protokollen der grünen Landesversammlungen auseinandersetzen. Immerhin zeigt sich dabei, dass der Karriereweg über die Grüne Jugend offensichtlich der neue Königsweg zu Mandaten ist, die Partei sich mithin auch in diesem Punkt an die anderen Parteien anpasst. Weil die Autorin zudem drittens das Ende ihrer Ausführung auf das Jahr 2009 gelegt hat, vernimmt man zwar, wie eine rot‑grüne Minderheitsregierung am mangelnden Machtwillen der SPD scheitert, nicht aber, wie sich der Landesverband auf den Weg macht, schwarz‑grüne Optionen vorzubereiten.
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Rubrizierung: 2.3252.3312.332 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Zoë Felder: Bündnis 90/Die Grünen in Hessen. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38650-buendnis-90die-gruenen-in-hessen_47099, veröffentlicht am 16.07.2015. Buch-Nr.: 47099 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken