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Christian Wagner

Brennpunkt Pakistan. Islamische Atommacht im 21. Jahrhundert

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2012; 191 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-8012-0424-2
Der Autor entwirft ein umfassendes Bild der problematischen Situation Pakistans. Zu den größten sicherheitspolitischen Problemen zählt die Möglichkeit, dass pakistanische Atombomben in die Hände von Terroristen geraten könnten – im Land liegen Al-Kaida-Lager geografisch nahe an Atomwaffenlagern. Zur Geschichte Pakistans gehört vor allem aber seit Staatsgründing die konfliktreiche Beziehung zu Indien. Dem traditionellen Verständnis der Abschreckungstheorie zufolge können Atombomben ein Gleichgewicht des Schreckens herstellen. Im regionalen pakistanisch-indischen Konflikt habe, so Wagner, die „Nuklearisierung die regionale Sicherheit in Südasien aber nicht entscheidend verbessert“ (73). Beide Staaten haben drei ihrer Kriege um Kaschmir geführt. Außer Indien hat Pakistan noch einen weiteren schwierigen Nachbarn: Afghanistan. Hier dreht sich der Konflikt von „Beginn an um die Paschtunenfrage“. Dass Pakistan die Macht der Taliban 1996 in Kabul anerkannte, führt Wagner auf „geostrategische Überlegungen im Hinblick auf den Konflikt mit Indien“ (161) zurück. Diese pakistanische Verbindung zu den Taliban existiert bis heute, um den indischen Einfluss in Afghanistan einzudämmen – Indien gehört zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Afghanistans. Wagner zufolge hat Pakistan ferner zwei schwierige Freunde: die USA und China. Bisher war Pakistan „drei Mal Frontstaat der amerikanischen Außenpolitik“ (164). Umfragen haben gezeigt, dass die USA trotz der „umfangreichen Wirtschafts- und Militärhilfe in kaum einem anderen Land ein so schlechtes Image haben wie in Pakistan“ (168). China dagegen gilt als ein „Allwetterfreund“ (180). Wagner stellt fest, dass die Fortschritte des pakistanischen Raketen- und Nuklearprogramms ohne die chinesische Unterstützung „vermutlich deutlich geringer“ (180) gewesen wären. Es gibt einige chinesisch-pakistanische Probleme, etwa durch die Unruhen und Anschläge der muslimischen Uiguren gegen die chinesische Zentralregierung. Die chinesische Regierung vermutet, dass die Kader der islamistischen East Turkestan Islamic Movement in „Pakistan ausgebildet werden“ (184) und Verbindungen zu Al-Kaida haben. Wagner bringt mit diesem Band den Leserinnen und Lesern nicht nur Pakistan näher, sondern er macht auch die Komplexität des Problems der pakistanischen Atombombe verständlich.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.68 | 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 4.41 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Christian Wagner: Brennpunkt Pakistan. Bonn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35183-brennpunkt-pakistan_42362, veröffentlicht am 26.07.2012. Buch-Nr.: 42362 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken