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Hauke Friederichs

Bombengeschäfte. Tod made in Germany

St. Pölten/Salzburg/Wien: Residenz Verlag 2012; 236 S.; hardc., 21,90 €; ISBN 978-3-7017-3280-7
In diesem Buch bringt Hauke Friederichs ein Thema zur Sprache, über das die Bundesregierung und die deutsche Waffenlobby gern Stillschweigen bewahren: die Rüstungsgeschäfte deutscher Unternehmen. Für seine investigativen Recherchen besuchte der Journalist Waffenmessen, Kriegs‑ und Krisengebiete sowie Rüstungsunternehmen wie Heckler & Koch, Krauss‑Maffei‑Wegmann und Rheinmetall, die ihre Produkte an Länder wie Saudi‑Arabien, Pakistan, Irak, Südkorea, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar liefern. Auch wenn nur vereinzelte Waffenausfuhren öffentlich thematisiert werden, so steht Deutschland doch seit mehreren Jahren auf dem dritten Platz der weltweit größten Rüstungsexportnationen. Dieser Listenplatz steht in deutlichem Kontrast zur Intention der Verfassungsväter und ‑mütter, die durch Art. 26 GG eine zurückhaltende Rüstungspolitik anstrebten und daher vorschrieben, dass der Export von zur Kriegsführung bestimmter Waffen durch die Bundesregierung genehmigt werden muss. Neben der Verantwortung der Bundesregierung (insbesondere seit der Regierungsübernahme von Angela Merkel) thematisiert Friederichs auch den unzureichenden Status quo der internationalen Reglementierung und Kontrolle. Es gibt auf internationaler Ebene kaum Regeln für den Handel von Waffen und schon gar keine multinationale Behörde zur Überwachung. Diese Tatsache ist durch die unterschiedlichen ökonomischen und politischen Interessen der Staaten und ihrer Souveränität zwar erklärbar, muss aber gerade vor dem Hintergrund des Zwecks, für den Waffen bestimmt sind, besonders alarmieren. Den weitaus größten Teil des Buches nehmen Friederichs Rechercheergebnisse ein. Hierin schildert der Autor beispielsweise den Verkauf des Sturmgewehrs G36 an Mexiko, es kam im Drogenkrieg zum Einsatz. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft habe in diesem Zusammenhang „starke Hinweise auf einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz“ (151). Auch das Verhalten der Bundeskanzlerin sei in mancherlei Punkt fragwürdig. So habe sie Angola, einem der korruptesten Länder weltweit, vorgeschlagen, deutsche Patrouillenboote „zur Grenzsicherung und zum Schutz der Ölförderanlagen vor der Küste“ (165) zu kaufen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.21 | 4.41 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Hauke Friederichs: Bombengeschäfte. St. Pölten/Salzburg/Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35654-bombengeschaefte_43040, veröffentlicht am 13.02.2013. Buch-Nr.: 43040 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken