Farthmann analysiert die Lage der SPD kritisch und will konstruktiv zur programmatischen Willensbildung in der Partei beitragen. Für den langjährigen Fraktionsvorsitzenden der SPD in Nordrhein-Westfalen ist die Krise der Partei nicht primär personell, sondern inhaltlich bedingt. Nötig sei ein interner Konsens über programmatische Fragen. So könnte sich auch ein klarer definiertes Profil in der Öffentlichkeit gegenüber dem Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen herausbilden. Unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen fordert Farthmann eine Neuorientierung der SPD in den einzelnen Politikbereichen. Der Autor plädiert für den "Abschied vom Wirtschaftswachstum" (57 ff.) und diskutiert neue Elemente einer Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. So sieht er Möglichkeiten für die Schaffung von Arbeitsplätzen sowohl im sozialen als auch im öffentlichen Dienstleistungsbereich. Dazu müßte ein untertariflicher Lohn mit Aufstockung aus öffentlichen Kassen möglich werden. Dies sei billiger als die Finanzierung von Arbeitslosigkeit. Farthmann ist gegen ein Einwanderungsgesetz, für ein strenges Asylrecht und die Möglichkeit des Zuzugs von deutschstämmigen Ausländern. Im abschließenden Interview kommentiert Farthmann u. a. die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen: "Die SPD kann in dieser Koalition nur überleben, wenn sie die Grünen demütigt. Das hat sie bisher auch getan." (156) Kritisch sieht er den Führungswechsel bei der SPD auf dem Mannheimer Parteitag: "In Mannheim hat der gesamte Parteivorstand in jämmerlicher Weise versagt. [...] Es war blanker Opportunismus, daß alle dasaßen und die Schnauze hielten über die einzig bewegende Frage des Parteitags." (216) Inhaltsübersicht: I. Sozialdemokratie vor dem Abgrund; II. Aufruf zu einem radikalen Neubeginn; III. "Manchmal kommt mir der Zorn hoch..." Friedhelm Farthmann im Gespräch mit Hans-Ulrich Jörges, Düsseldorf, im April 1996.