Ausgangspunkt des Sammelwerkes ist eine Ablehnung des World‑Polity‑Ansatzes, der besagt, dass es eine Diffusion von westlichen Werten und Ideen in den Rest der Welt gibt und sich diese Länder dem Westen mit der Zeit anpassen. Die Herausgeberin sieht hierin eine kulturelle Voreingenommenheit in Form eines Eurozentrismus, der eine verzerrte Perspektive entstehen lasse. Um dagegen anzugehen, vermitteln die Autorinnen und Autoren Einblicke in die wenig erforschten Bildungsentwicklungen der nicht‑westlichen Welt. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert: Im ersten Abschnitt werden regionale Bildungsentwicklungen analysiert. Jonathan Kriener skizziert etwa die Bildungssituation in arabischen Staaten. Er sieht mehrere positive Entwicklungen, wie etwa die Zunahme der Bildungs‑ und Ausbildungsmöglichkeiten. Trotz der Legalisierung von privaten Hochschulen bestünden allerdings weiterhin große Probleme, die Nachfrage nach Bildung zu bedienen. Der Autor hält die vielfach existierenden Überfremdungsängste vor westlichen Einflüssen auf das arabische Bildungssystem für unbegründet, da hierzu keine systematische Forschung vorliege. Zudem sieht Kriener vielfache Einschränkungen der Freiheit der Wissenschaft durch „religiöse Pressure Groups“ (40). Diese, so die skeptische Prognose, würden auch nicht weniger werden durch die derzeitigen Umbrüche im arabischen Raum. Damit lässt sich eine spannungsreiche Beziehung zwischen Modernisierung und Traditionalität feststellen, die im zweiten Teil des Werkes, in dem bedeutende Länder in Einzelstudien vorgestellt werden, anhand des Beispiels Indien näher beschrieben wird. Gregor Lang‑Wojtasik berichtet von vielen Fortschritten im komplexen indischen Bildungssystem. Gleichwohl stehe das Land weiterhin vor großen Herausforderungen, besonders die Alphabetisierungsrate müsse gesteigert und eine achtjährige Schulbildung ermöglicht werden. Der gelungene Überblick über das nicht‑westliche Bildungswesen ist explizit nicht als Vergleich angelegt. Ein zusammenfassender Artikel mit ersten vergleichenden Schlüssen hätte dem Buch trotzdem gutgetan.