Die Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung des Berliner Abgeordnetenhauses und Vorsitzende des Hochschulrates der Universität Bielefeld, Annette Fugmann-Heesing, beschreibt in ihren richtigerweise als Essay titulierten Ausführungen eine vom sozialdemokratischen Mainstream in wesentlichen Punkten abweichende bildungspolitische Option für die kommenden Jahre. Im weit überwiegenden Teil der Schrift befasst sie sich mit der Darlegung und Beurteilung bekannter bildungspolitischer Fakten und Rahmenbedingungen. Von den Auswirkungen der PISA-Studie über den Themenkomplex Einwanderung und Integration bis hin zum demografischen Wandel und der Positionierung von Bildung im politischen Institutionen- und Interessengeflecht werden viele Problemkreise in aller Kürze beispielhaft aufgeführt. Insbesondere in Abgrenzung zu Gesine Schwan (siehe Buch-Nr. 39903) erfolgt eine Darstellung der eigenen Leitideen, die Grundlage der abschließend formulierten folgenden drei Hauptforderungen sind: neue Bildungsfinanzierung durch mehr Steuereinnahmen, Bildungsgutscheine durch Umschichtung aus dem Sozialhaushalt, privates Engagement durch Studiengebühren. Problematisch erweist sich in den Ausführungen der Autorin die wenig fundierte Analyse existenter Positionen und eine zu starke Betonung bildungspolitischer Gemeinplätze zum Zwecke der rhetorischen Untermauerung der eigenen Position. Einleitende Sätze wie „Gute Bildung gibt es nur mit guten Lehrern.“ (34), „Auch Deutschland ist mittlerweile ein Einwanderungsland.“ (18) und „Der Blick allein auf den Shareholder Value kann schnell in eine Sackgasse führen.“ (16) verdeutlichen diesen vornehmlich auf den politischen Raum zielenden Ansatz. Endgültig in schwieriges Fahrwasser gerät Fugmann-Heesing durch die, historisch betrachtet, mindestens fahrlässige Formulierung ihrer bildungspolitischen Maxime: „Nicht allen das Gleiche, sondern jedem das Seine muss die politische und pädagogische Forderung lauten.“ (28)