Fortdauer der ökonomischen Krise, wachsende soziale Kluft, Ausbreitung von Korruption und der Krieg in Tschetschenien, dies sind die zentralen Stichworte zur aktuellen Situation in Rußland. Sager zeichnet die Entwicklung seit Ende der Sowjetunion bis zur Lage nach den Präsidentschaftswahlen 1996 nach. Zeitweise läßt er auch Rückblicke auf die Jahre vor 1991 einfließen. Der Autor beschäftigt sich nicht nur mit der politischen Entwicklung, sondern auch mit Verlauf und Ergebnissen der Wirtschaftsreformen. Grundlage des Buches sind - neben einschlägiger Literatur - Sagers Erfahrungen als ZDF-Korrespondent in Moskau seit 1990. Seine Beurteilung der Perspektiven Rußlands fällt eher skeptisch aus. Als wesentliche Probleme sieht er an, daß zum einen Jelzin selbst durch die gewaltsame Auflösung des Parlamentes 1993 und durch den Krieg in Tschetschenien Gewalt zu einem Mittel der Politik gemacht hat. Zum anderen seien die Menschen enttäuscht, da die ökonomische Entwicklung bislang in erster Linie zu einer extremen Einkommensschere geführt hat und auch das Vertrauen in die ehemaligen Träger der Demokratisierung gesunken ist. "Der Präsident Rußlands ist weder Symbolfigur für eine demokratische Entwicklung geblieben noch gar ihr glaubhafter Garant." (96) Die detaillierte Darstellung wird ergänzt durch Kurzbiographien wichtiger Persönlichkeiten, die im laufenden Text erscheinen. Inhalt: Vorwort; Die Gräber am Kaukasus; Küchengespräche - die Suche nach den Zeichen am Weg; Von Putsch zu Putsch; Kremlkapriolen; Die verratene Armee; Bilder einer Hauptstadt; Reisen durch Land und Zeit; Das Wahlbarometer; Die erzwungene Freundschaft; Blütenträume in den Trümmern des Imperiums; Wege nach Rußland.