Beschleunigte Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Vorstellung eines EU-geförderten Projektes
21.09.2018Mit dem Projekt „Chance Handwerk“ von KIZ SINNOVA gGmbH werden junge Geflüchtete in eine Ausbildung vermittelt. Foto: TiBine/Pixabay https://pixabay.com/de/werkzeug-werkbank-hammer-zange-384740/
Erfahrungsgemäß benötigen Geflüchtete vier Jahre, bis sie sich in ihrer neuen Heimat beruflich etablieren können. Wie lässt sich diese Zeit verkürzen und dabei eine nachhaltige Integration erzielen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Forscher*innen von acht Partnerorganisationen aus Deutschland, Dänemark, Italien und der Türkei in dem Projekt RIAC – Regional Integration Accelerators. In diesem Forschungsvorhaben geht es um die Entwicklung von Maßnahmen und Methoden, die darauf ausgerichtet sind, Geflüchtete schneller in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse oder in eine tragfähige Selbstständigkeit zu bringen.
Für das Gelingen des Projektes haben Kommunalverwaltungen mehrerer europäischer Städte kleine, dezentral organisierte Einheiten, die zumeist branchen- oder unternehmensspezifisch arbeiten, aufgebaut. Letztere haben die Aufgabe, Geflüchtete auszuwählen, die für bestimmte Maßnahmen infrage kommen. Hierzu zählen beispielsweise Aktionen, die dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe entsprechen, Sprachtrainings, der Einsatz von Mentoren oder sogenannten Speed-Managern. Dabei werden auch den Integrationsprozess behindernde oder verlangsamende Faktoren identifiziert, wie etwa Asylrechtsfragen. Entscheidend für eine zügige Integration ist dabei, dass die förderlichen Maßnahmen parallel verlaufen. Spezielle Angebote richten sich an geflüchtete Frauen oder bieten eine Hilfestellung bei dem Aufbau einer Selbstständigkeit.
An diesem Projekt, das von der Europäischen Kommission gefördert wird und unter der Leitung der Pro Arbeit (Kommunales Jobcenter – Kreis Offenbach) steht, beteiligen sich in Deutschland Wissenschaftler*innen des Instituts für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum in einem Teilprojekt zum Thema Evaluation und Monitoring.1
Beschreibung des Teilprojekts
Im Rahmen des Teilprojekts Monitoring and evaluation plan for refugees‘ labour market integration. wird ein innovativer Messansatz entwickelt. Dieser soll – unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen – den durch diverse Maßnahmen erzielten Integrationserfolg der organisationalen und regionalen Rahmenbedingungen messen und evaluieren. Den Schwerpunkt der Analyse bilden Vorher-Nachher-Messungen zur individuellen Beschäftigungsfähigkeit (Employability) und zu den organisationalen Voraussetzungen (Organizational Readiness) für die Integration Geflüchteter, die durch integrationsfördernde Maßnahmen beeinflusst werden. Dafür wird durchgängig mit einem Kontrollgruppendesign gearbeitet. Ergänzend wird auch die Entwicklung der ‚Employability‘ von Selbstständigen (Self-Employability) gemessen. Zudem findet eine Evaluation der einzelnen Integrationsmaßnahmen statt, die in insgesamt sieben Kommunen beziehungsweise Provinzen aus vier beteiligten Ländern durchgeführt werden (siehe Grafik) – hinsichtlich ihrer Einführungsqualität und ihres Integrationserfolges (Verbleib in Beschäftigung nach Abschluss der Maßnahmen). Die Mess- und Evaluationsergebnisse werden während der gesamten Projektlaufzeit an die Partner rückgekoppelt.
Durch den ständigen Austausch innerhalb des Projektkonsortiums können Verbesserungspotenziale bereits frühzeitig erkannt und durch angepasste Maßnahmen realisiert werden. Wichtig ist, dass dabei auch die zum Teil sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie die Integrationsfähigkeit der beteiligten Arbeitgeber oder der regionale Arbeitsmarkt der jeweiligen Kommunen mit in die Evaluation einfließen. Zudem gibt es Kontrollgruppen: Die Forscher*innen vergleichen die projektbeteiligten Geflüchteten mit anderen Geflüchteten in derselben Kommune. So wird ermittelt, wie lange es mit und ohne die projektspezifischen Maßnahmen dauert, bis eine Person auf eigenen Füßen steht, das heißt den eigenen Lebensunterhalt selbst erwirtschaftet. Insgesamt leisten die Wissenschaftler*innen der Ruhr-Universität Bochum einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Gesamtprojektes.
Projektpartner KIZ SINNOVA
Einer der Projektpartner ist die KIZ SINNOVA gGmbH in Offenbach am Main. Sie realisiert mit der Kreishandwerkerschaft im Landkreis Offenbach das Best-Practice-Projekt Chance Handwerk. Ziel des bereits in der dritten Runde laufenden Projektes ist die Integration junger Geflüchteter in eine Ausbildung im Handwerk. Eine zentrale Rolle spielen hierbei lokale Handwerksbetriebe, die den Projektteilnehmern einen Praktikumsplatz anbieten. Im Idealfall schließt sich an das Praktikum die Übernahme in ein Einstiegsqualifizierungsjahr beziehungsweise in eine Berufsausbildung an. Elementare Projektbestandteile sind der Spracherwerb, die Berufsorientierung und -vorbereitung sowie die Vermittlung von Inhalten, die der Vorbereitung auf die Berufsschule dienen.
Anmerkung
1 http://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2018-06-04-arbeitswissenschaft-eu-projekt-hilft-gefluechteten-job-und-leben