Kompakte politische Landeskunden sind ein Desiderat, zumal im Blick auf Belgien und Luxemburg. Die von Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker herausgegebene Buchreihe „Die Deutschen und ihre Nachbarn” zielt genau auf diese Lücke. Dass dabei Belgien und Luxemburg in einem Band gemeinsam behandelt werden, ergibt sich aus der direkten Nachbarschaft beider Staaten, deren verwobener Geschichte wie gleichermaßen hinsichtlich der politischen Systeme als parlamentarische Monarchien. Der Autor des Bandes hat an der Universität Mannheim Neuere Geschichte gelehrt und sich vielfach mit Belgien und Luxemburg befasst. Sein Themenspektrum gilt grundlegenden Strukturen und Problemen beider Staaten. Während Belgien zwar mit einer Verfassungstradition seit 1831 eine modellhafte parlamentarische Monarchie darstellt, erweist sich der sprachenbedingte Föderalismus als beständiges Dilemma. Das zeigt sich zum Beispiel in einem zersplitterten Parteiengefüge, das zunehmend die Bildung stabiler Regierungen erschwert. Luxemburg dagegen verfügt über „gut eingespielte Verfassungsverhältnisse” (67) mit einem überschaubaren Vierparteiensystem. Da zum Wesen einer politischen Landeskunde aber auch die Bereiche Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildungswesen gehören, widmet Erbe ihnen den zweiten Teil des Bandes. Hier stellt er beide Staaten jeweils gemeinsam dar. Dagegen arbeitet er im ersten Buchteil die im engeren Sinn politischen Strukturen für Belgien und Luxemburg getrennt heraus. Er trifft damit das stärker Trennende wie das Gemeinsame beider Staaten in adäquater Weise.