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Thomas Hobbes

Behemoth oder Das Lange Parlament. Übersetzt von Peter Schröder

Hamburg: Felix Meiner Verlag 2015 (Philosophische Bibliothek 680); LXVII, 256 S.; 26,90 €; ISBN 978-3-7873-2807-9
Peter Schröder stellt in der Einleitung zu seiner Edition des „Behemoth“, die auf die Übersetzungen von Julius Lips (1927) und Herfried Münkler (1991) zurückgreift, klar, dass „[d]ie zahlreichen Irrtümer und Ungenauigkeiten in den früheren Ausgaben […] in der hier neu erarbeiteten Übersetzung zumeist stillschweigend korrigiert“ (LII) seien. Für Schröder steht Hobbes‘ „Behemoth“ inhaltlich unmittelbar im Zusammenhang mit den bekannteren Schriften „De Cive“ und „Leviathan“: Die Werke verbinde die Frage nach einer erfolgreichen politischen Erziehung. Der Herausgeber erörtert daher die Erziehungsaufgabe des Hobbes‘schen Staates sowie die Rolle der Religion und der Meinungsstreitigkeiten als Ursachen des Bürgerkrieges. Es gehe Hobbes in „Behemoth“ weniger um die Schilderung historischer „Wahrheit, sondern um den erzieherischen politischen Nutzen der historischen Interpretation“ (XX). Schröder stellt fest, dass „Hobbes‘ Auseinandersetzung mit der Religion […] eng mit seiner politischen Theorie verbunden“ (XXI) sei, was sich unter anderem daran zeige, dass die Streitigkeiten um religiöse Inhalte und Dogmen für ihn maßgeblich die Ursachen für Unruhe und Bürgerkrieg darstellten. Hobbes habe diese Tatsache bereits in früheren Schriften hervorgehoben und betont, „dass jede Auflösung der politischen Autorität im Meinungsstreit ihren Ursprung habe“ (XXVIII). In „Behemoth“ habe Hobbes nun, so Schröder, klar herausgearbeitet, dass nicht die „Befehlsgewalt über Staatsdiener und Militär“, sondern „der Einfluss auf die öffentliche Meinung entscheidend sei“ (XXIX). Dazu müsse der Staat die Meinungen klug lenken und sie durch eine politische Erziehung beeinflussen. In diesem Zusammenhang hätten sich die Kirchen dem Staat unterzuordnen, denn für Hobbes stecke in deren Lehrstreitigkeiten die Hauptursache des Bürgerkrieges. Der Souverän müsse prüfen, „welche Lehren mit der Verteidigung, dem Frieden und dem Wohl des Volkes vereinbar sind oder ihnen widersprechen“ (XXXIX), und sei daher auch zur politischen Erziehung des Volkes verpflichtet. Im Vordergrund stehe hierbei, dass die Untertanen erkennen würden, dass sie die Urteile über Recht und Unrecht an den Souverän delegieren müssten und sich nicht selbst am politischen Diskurs beteiligen sollten. So seien Meinungsstreitigkeiten zu verhindern und ein Weg aus dem Bürgerkrieg möglich. Die Edition Schröders sorgt neben einer sehr gelungenen Übersetzungen sowie einer gehaltvollen Einführung endlich wieder für eine greifbare deutsche Ausgabe des oft verkannten, aber nicht minder wichtigen Werkes von Hobbes.
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Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Thomas Hobbes: Behemoth oder Das Lange Parlament. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39265-behemoth-oder-das-lange-parlament_47851, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken