Skip to main content
Jerzy Maćków (Hrsg.)

Autoritarismus in Mittel- und Osteuropa

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 359 S.; geb., 39,90 €; ISBN 978-3-531-16845-6
Unausgesprochen ist dieser Sammelband vor allem eines: eine Ehrenrettung der Demokratie. Die entschuldigende Definition einer gelenkten oder anderweitig unvollständigen Demokratie taucht in den Beiträgen nicht auf. Zusammengetragen werden vielmehr Indizien für den Autoritarismus, der als ein „‚politische[r] Systemtyp sui generis’“ (23) verstanden wird – als ein System des eingeschränkten politischen Pluralismus (womit zugleich auch eine Grenze zu totalitären Systemen gezogen ist). Diese Indizien werden nicht theoretisch, sondern in Länderanalysen herausgearbeitet. Alle posttotalitären Gesellschaften des ehemaligen Ostblocks durchliefen in der Transformationsphase einen Übergangsautoritarismus, so die These des Herausgebers. Zu unterscheiden seien Konsens- und konsenslose Systeme, die jeweils maßgeblich für die weitere Entwicklung gewesen seien – aus den hybriden Konsenssystemen entwickelten sich Demokratien, aus den konsenslosen schließlich institutionalisierte Autoritarismen. Den Zeitpunkt dieser Institutionalisierung setzt Maćków nicht mit der Abhaltung von Wahlen an, die den unfreien Charakter eines Systems enthüllen können. Als wichtigsten Indikator benennt er die Stellung der Opposition. Ein Beispiel dafür findet sich in dem Beitrag über Georgien, die Kriterien lassen sich verallgemeinern: Die Stellung der Opposition hängt auf der einen Seite von ihrer gesellschaftlichen Verankerung sowie ihrer Organisations- und Führungsstärke ab und auf der anderen Seite vom (mangelnden) Verständnis für die Bedeutung der Opposition in einer Demokratie wie es sich in der Rhetorik der Regierenden manifestiert. In mehreren Länderbeiträgen zeigt sich außerdem die Bedeutung des Nationalismus. Zwar kann dieser zur Legitimation der Demokratisierung dienen, diese aber auch – wie z. B. in Litauen und der Slowakei – verzögern, wenn in der Folge allein der Staatenbildung Vorrang eingeräumt wird. Die politischen Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa werden insgesamt dadurch, dass den politischen Übergängen ein eigener Stellenwert zugemessen wird, analytisch erhellend dargestellt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.61 | 2.62 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jerzy Maćków (Hrsg.): Autoritarismus in Mittel- und Osteuropa Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31276-autoritarismus-in-mittel--und-osteuropa_37209, veröffentlicht am 18.12.2009. Buch-Nr.: 37209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken