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Steffen Kailitz / Patrick Köllner (Hrsg.)

Autokratien im Vergleich

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Politische Vierteljahresschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft Sonderheft 47); 602 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-8487-0022-6
Die Autokratieforschung im deutschsprachigen Raum hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausdifferenziert. Deshalb unternehmen die Herausgeber eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Forschung. Sie gehen den Fragen nach, welche Theorien und Modelle die deutschsprachige Forschung mittlerweile prägen, wie Autokraten auch im globalen Umfeld ihre Herrschaft im Inneren sichern und wie die Regierungsqualität in autokratischen Staaten zu bewerten ist. Obwohl nach dem Ende des Kalten Krieges immer mehr Staaten demokratisch geworden sind, lebt noch immer ein Drittel der Menschheit in Diktaturen. Zwei strukturelle Faktoren begünstigen die Persistenz dieser Regime, erklären Jørgen Møller, Wolfgang Muno und Svend‑Erik Skanning in ihrem Beitrag mit Blick auf den arabischen Raum. Im Gegensatz zu anderen Faktoren wie Regimetyp des Nachbarlandes, das Erbe der Kolonialmacht oder die ethnische Zusammensetzung sei dort „die Bedeutung des Islam und des Ressourcenreichtums in Form einer Erdölrente stark geblieben“ (100). Auch eine andere Säule autokratischer Herrschaft, das Militär, spielt zumindest in Afrika weiterhin eine wichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kommen Matthias Basedau und Sebastian Elischer in ihrem Beitrag. „Afrikas Autokratien, ob Militärregime oder nicht, sind sehr stark von der Unterstützung des Militärs abhängig“ (376). Hinsichtlich der Regierungsqualität in Diktaturen bestätigt Daniel Stockemer ein zu erwartendes Ergebnis: „Demokratien werden besser als hybride Regime oder Autokratien regiert.“ (493) Allerdings findet er innerhalb der autokratischen Regime interessante Unterschiede. So würden Monarchien eine höhere Regierungsqualität aufweisen als Militär‑ und Parteienautokratien. Den Herausgebern ist es durch den methodischen Pluralismus und die inhaltliche Spannweite der Beiträge gut gelungen, die aktuelle deutschsprachige Autokratieforschung zu präsentieren. Auch weisen sie auf weiteren Forschungsbedarf hin – zum Beispiel zu den Fragen, wie die politisch‑kulturelle Prägung das Überleben von Autokratien beeinflusst oder welche Auswirkungen die Außen‑ und Sicherheitspolitik im Inneren der Diktaturen haben.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.252.275.414.12.632.622.672.684.2 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Steffen Kailitz / Patrick Köllner (Hrsg.): Autokratien im Vergleich Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37295-autokratien-im-vergleich_43652, veröffentlicht am 17.07.2014. Buch-Nr.: 43652 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken