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Dietmar Sturzbecher / Andrea Kleeberg-Niepage / Lars Hoffmann (Hrsg.)

Aufschwung Ost? Lebenssituation und Wertorientierungen ostdeutscher Jugendlicher

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012; 237 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-17805-9
Vorgestellt werden die neuesten Ergebnisse der Zeitreihenstudie „Jugend in Brandenburg“. Ausgangspunkt ist dabei die quantitativ-empirische Auswertung der siebten landesrepräsentativen Befragung aus dem Jahr 2010. In dieser wurden über 3.000 Jugendliche aus 40 Schulen zu ihrer Lebenssituation, ihren Wertorientierungen, Zukunftserwartungen sowie Einstellungen zu Familie, Freizeit, Gesundheit und Politik befragt. Die empirischen Befunde werden mit den vorherigen Erhebungen verglichen. Einerseits zeichnet sich so ein erfreuliches Bild: Die Jugendgewalt, der Rechtsextremismus und die Ausländerfeindlichkeit, die Anfang der 1990er-Jahre angestiegen waren, haben seit der Jahrtausendwende wieder deutlich abgenommen. Auch für 2010 ist ein weiterer leichter Rückgang festzustellen, außerdem sind die Jugendlichen so optimistisch, zuversichtlich und leistungsbereit eingestellt wie noch nie. Die positiven Befunde schlagen sich andererseits nicht in einem stärkeren Interesse und einer Beteiligung am politischen Leben wieder. So ist beispielsweise der Anteil der Politikverdrossenen (Selbsteinschätzung) zwar im Vergleich zu 2005 leicht gesunken, befindet sich aber mit über 80 Prozent immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Die Partizipationsbereitschaft ist sogar im Vergleich zu 2005 gesunken, wobei Formen politischer Kommunikation und Partizipation durch das Internet, die bei Jugendlichen eine enorme Bedeutung haben, in der Studie nicht erhoben wurden. Durch die Einbindung grafischer Darstellungen und übersichtlich gestalteter Tabellen, dem einheitlichen Aufbau der einzelnen Kapitel sowie der Dokumentation der verwendeten Indikatoren gelingt eine gut lesbare, dichte Beschreibung der Lebenssituation brandenburgischer Jugendlicher im Zeitverlauf. Da die Ergebnisse aber nicht auf die anderen neuen Bundesländer übertragbar sind, verspricht der Titel mehr, als er einlösen kann. Die Stärke des Buches, die in der Deskription liegt, hätte außerdem durch ein zusammenfassendes Kapitel am Ende des Buches weiter abgerundet werden können.
Martin Schultze (MSC)
M. A., Politikwissenschaftler (Sozialwissenschaftler), wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Rubrizierung: 2.352.3312.37 Empfohlene Zitierweise: Martin Schultze, Rezension zu: Dietmar Sturzbecher / Andrea Kleeberg-Niepage / Lars Hoffmann (Hrsg.): Aufschwung Ost? Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34770-aufschwung-ost_41797, veröffentlicht am 12.04.2012. Buch-Nr.: 41797 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken