Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands diskutierte 2007 ausführlich über die Inhalte ihres neuen Grundsatzprogramms. Der Band umfasst neben einem einleitenden Plädoyer der Herausgeber, die sich für eine Fortsetzung der Reformen der Regierung Schröder aussprechen, kurze Aufsätze von über fünfzig Autoren, die sich vorwiegend mit den Themen Sozialstaat und Arbeitsmarkt befassen. Neben führenden deutschen Sozialdemokraten äußern sich Genossen aus Skandinavien, Holland und Ungarn sowie einige Autoren, die der Partei zumindest nicht als Mitglied angehören. Der bekannteste Programmatiker der europäischen Sozialdemokratie des ausgehenden letzten Jahrzehnts, Anthony Giddens, hebt in seinen vertrauten Terminologien von „Flexicurity“ und „Employability“ die Notwendigkeit von Reformen hervor, um nicht nur global wettbewerbsfähig zu sein, sondern auch den europäischen Sozialstaat aufrecht halten zu können. Giddens spricht vieles von dem unverblümt aus, was viele der Autoren dieses Bandes meist nicht explizit äußern: Bildungspolitik muss dem Anspruch des „Investieren[s] in Humankapital“ entsprechen, Familienpolitik muss Sorge dafür tragen, dass die künftigen Sozialstaatskosten solidarisch zu tragen sind, und Menschen müssen „überzeugt werden“ (34), am Ende ihrer Lebensarbeitszeit länger berufstätig zu sein. Die Autoren gehören mehrheitlich den „Netzwerkern“ an, einige zählen sich zum rechten Flügel der SPD, dem „Seeheimer Kreis“. Der Band ist eine Antwort auf verschiedene andere Publikationen dieses Jahres aus den Reihen der SPD, vor allem auf einen Band der Parteilinken Nahles/Albers und eine Veröffentlichung des Parteivorsitzenden Kurt Beck. Im Oktober 2007 verabschiedete inzwischen die SPD ihr Grundsatzprogramm – in vielen Teilen hat sich das neue Programm bereits von den Positionen von Platzeck/Steinmeier/Steinbrück gelöst.