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Thomas Poguntke / Martin Morlok / Heike Merten (Hrsg.)

Auf dem Weg zu einer europäischen Parteiendemokratie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Schriften zum Parteienrecht und zur Parteienforschung 44); 226 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8487-0595-5
Im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament verdient ein Buch erhöhte Aufmerksamkeit, das den einerseits zwar vieldiskutierten, andererseits aber doch – zumindest im Vergleich zu den nationalen Parteiensystemen – noch relativ wenig erforschten Spezifika der europäischen Parteiendemokratie gewidmet ist. Dabei ist schon diese Bezeichnung erläuterungsbedürftig: Sie wird im Buchtitel aus guten Gründen nur als Zielvorstellung verwendet, und in der Tat spricht viel dafür, dass wir hier Zeugen eines fortlaufenden, keineswegs abgeschlossenen Entwicklungsprozesses sind, mithin sich das Parteiensystem auf Unionsebene noch stärker im Wandel befindet als in den jeweiligen nationalen Kontexten. Der Band versammelt vor diesem Hintergrund in interdisziplinärer und internationaler Perspektive Beiträge vor allem aus der Rechts‑ und Politikwissenschaft. Fünf zentrale Komplexe werden durch jeweils zwei bis drei Einzelbeiträge erschlossen. Zunächst erfolgen einige grundlegende Anmerkungen zu den Erscheinungsformen und Wirkungsbedingungen der Parteien zwischen nationaler Herkunft und gemeinschaftlicher Funktionswahrnehmung. Ein zweiter Komplex nimmt konkret die Parteienverordnung in den Blick und im dritten Abschnitt thematisieren die Autor_innen die „Europarteien im politischen Prozess“. Während Ersteres insbesondere eine (erneute) Auseinandersetzung mit den Fragen der Rechtspersönlichkeit und den Voraussetzungen der Finanzierung impliziert, bezieht sich Letzteres auf konkrete institutionelle Arrangements, die für die Entwicklung der Europaparteien und deren Interaktionen mit den nationalen Parteien relevant sind. Im vierten Komplex wird demgegenüber eher eine Makroperspektive eingenommen. Unter dem etwas opaken Titel „Komplexe Interaktion der Europaparteien“ geht es um die Konsequenzen der EU‑Fortentwicklung auf die Parteien einer‑ und deren Beeinflussung zentraler Entscheidungsmechanismen andererseits. Der fünfte und letzte Komplex ist den Europawahlen gewidmet, wobei namentlich die Kandidatenkür und allgemein die Möglichkeiten eines einheitlichen Wahlverfahrens untersucht werden. Angesichts des breiten Themenfeldes bleibt zwangsläufig eine Vielzahl von (Detail‑)Fragen unerörtert; zugleich ist aber mit dem Band ein weiterer Schritt zu einer systematischen Erschließung des europäischen Parteienwesens gelungen.
Steffen Augsberg (AU)
Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Thomas Poguntke / Martin Morlok / Heike Merten (Hrsg.): Auf dem Weg zu einer europäischen Parteiendemokratie Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36901-auf-dem-weg-zu-einer-europaeischen-parteiendemokratie_44715, veröffentlicht am 27.03.2014. Buch-Nr.: 44715 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken