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Stefan Schmalz / Matthias Ebenau

Auf dem Sprung – Brasilien, Indien und China. Zur gesellschaftlichen Transformation in der Krise. Hrsg. von Mario Candeias

Berlin: Karl Dietz Verlag 2011 (Einundzwanzig); 208 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-320-02255-6
Die Wirtschaftskrise als Katalysator eines neuen Zeitalters, die BIC-Staaten als Krisengewinner und Machtzentren einer neuen Weltordnung – so kraftvoll beschreiben die Autoren den Aufstieg der Staaten Brasilien, Indien und China zu potenten Mitgliedern der internationalen Staatengemeinschaft. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe in diesen Staaten einen gesellschaftlichen Transformationsprozess wenn nicht in Gang gesetzt, so doch zumindest beschleunigt. Die Abkehr vom Neoliberalismus – einer Strategie des Bürgertums mit dem Ziel konzessionsloser Herrschaft und des Abbaus des Sozialstaates – habe in den genannten Staaten zu einer kraftvollen wirtschaftlichen Dynamik geführt. In dieser Dynamik sehen die Autoren die Grundfesten eines neuen Wirtschaftsregimes, das binnenmarkt- und staatsgetrieben eine Alternative zum von den Industriestaaten angewandten Wirtschaftsmodell darstellen kann. Die „fragmentierte Akkumulation“ (169) werde überwunden und periphere Regionen in die Kapitalakkumulation integriert, somit die Spaltung der Länder in geografisch arme und reiche Teile aufgehoben und Wachstum damit sozial gestaltet. Auf der Ebene der Staaten selbst habe dies schon zu positiven Effekten geführt, allein auf der internationalen Ebene liege die Strukturmacht immer noch auf Seiten der Industrienationen. Schmalz und Ebenau legen eine entwicklungspolitische Studie vor, die sich terminologisch eng an ein marxistisches Vokabular anlehnt. Sie kritisieren die Industriestaaten und warnen vor Konflikten, die entstehen können, wenn den BIC-Staaten nicht der Zugang zu internationalen Institutionen und damit zu einem bestimmenden Teil einer multipolaren Weltordnung gestattet wird. Inhaltlich bietet diese Untersuchung dem Leser Altbekanntes, die übermäßig eingeflochtenen Anglizismen machen die Aussagen dabei nicht moderner.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.65 | 2.68 | 2.262 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Stefan Schmalz / Matthias Ebenau: Auf dem Sprung – Brasilien, Indien und China. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33788-auf-dem-sprung--brasilien-indien-und-china_40472, veröffentlicht am 23.06.2011. Buch-Nr.: 40472 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken