Skip to main content
David Patrikarakos

Atommacht Iran. Die Geburt eines nuklearen Staats. Aus dem Englischen übersetzt von Ursel Schäfer

Wien, Berlin, München: Europa Verlag 2013; 431 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-944305-09-7
Der britische Publizist David Patrikarakos erläutert nicht nur die aktuelle Strategie der iranischen Atompolitik, sondern informiert auch über das politische Klima, das im Laufe der Entwicklung des Atomprogramms im Land vorherrschte. Nach seiner Machtübernahme war das islamistische Regime demnach überhaupt gegen jegliche Form der Nutzung von Atomenergie. Auch eine friedliche Energiegewinnung wurde zunächst als kolonialistische Politik dargestellt und abgelehnt: „Das Atomprogramm galt nun offiziell als die Fortsetzung der Kolonialherrschaft mit anderen Mitteln.“ (151) Aber schon Anfang der 1980er‑Jahre sprach man sich nicht mehr gegen die Atomforschung aus und nach dem achtjährigen Krieg gegen den Irak änderte sich die Stimmung der iranischen Politiker vollends. Sie ließen erkennen, dass in Bezug auf strategische Sicherheitsfragen alle Türen offen gelassen werden sollten. Der Autor zitiert den damaligen Staatspräsidenten Rafsanjani wie folgt: „Im Hinblick auf die Ausbildung im Umgang mit chemischen, biologischen und atomaren Waffen hat dieser Krieg klargemacht, wie wichtig diese Waffen sind.“ (190) Rafsanjani kritisierte die moralischen Zustände in dieser Welt und schlussfolgerte: „Wir sollten uns rüsten im offensiven und defensiven Gebrauch chemischer, biologischer und atomarer Waffen. Von jetzt an solltet ihr die Gelegenheit nutzen und diese Aufgabe vollbringen.“ (191) Patrikarakos schreibt, dass in der Zeit zwischen 1989 bis 1997 viele Iraner erkannten, dass das Land nicht hoffen konnte, „in einem Konflikt mit konventionellen Waffen jemals den USA die Stirn bieten zu können“ (230). Der Autor kommt zu Schlussfolgerungen, die von vielen internationalen Experten geteilt werden: „Zumindest sprechen die kontinuierlichen Fortschritte des Iran bei der Urananreicherung in den letzten Jahren dafür, dass er auf dem Weg ist, die Fähigkeit zum Bau einer Bombe zu erreichen.“ (388) Immerhin war es der heutige Staatspräsident Hassan Rohani gewesen, der im September 2005 davor warnte, dass „aus iranischer Sicht der Schritt von der Anreicherung für zivile Zwecke bis zu einem waffenfähigen Grad nur eine politische Entscheidung ist“ (388). Technisch sei der Iran mittlerweile in der Lage, eine Atombombe zu bauen, schreibt Patrikarakos, nur eine entsprechende politische Entscheidung sei noch nicht getroffen worden.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.63 | 4.22 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: David Patrikarakos: Atommacht Iran. Wien, Berlin, München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36426-atommacht-iran_44353, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44353 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken