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Michael Knoll

Atomare Optionen. Westdeutsche Kernwaffenpolitik in der Ära Adenauer

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013 (Militärhistorische Untersuchungen 13); 379 S.; geb., 64,95 €; ISBN 978-3-631-64791-2
Diss. Mannheim; Begutachtung: O. Banger, J. Angster. – Durch ihr klares Bekenntnis zur NATO und durch die Abgrenzung zur Sowjetunion spielte die junge Bundesrepublik während des Kalten Krieges durchaus eine wichtige Rolle. Wie Michael Knoll in seiner Arbeit nachzeichnet, kann allerdings insbesondere aufgrund des problematischen, durch Misstrauen und teilweise auch Alleingänge geprägten Verhältnisses zwischen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundesminister Franz Josef Strauß nicht von einer einheitlichen deutschen Atomwaffenpolitik gesprochen werden. Der Autor spürt den zum Teil widersprüchlichen Motiven und Strategien durch die Auswertung von Archivakten und gedruckten Quellen sowie im Kontext des globalen Ost‑West‑Konflikts nach, um sie „in ihrer Wirkmächtigkeit für die Außen‑ und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland zu analysieren“ (26). Wie Knoll in seiner sprachlich, methodisch und inhaltlich überzeugenden Arbeit herausarbeitet, war Adenauer, anders als vielfach angenommen, stets bestens über die Diskussion um die atomare Bewaffnung informiert. Die Einstellung des Kanzlers zu Kernwaffen änderte sich jedoch während des Untersuchungszeitraums. Hatte er diese noch Anfang der 1950er‑Jahre kategorisch abgelehnt, begriff er in den 1960er‑Jahren den Erhalt von Optionen auf eine nationale Verfügungsgewalt über atomare Waffen als wichtiges Moment der Außen‑ und Sicherheitspolitik. Dagegen hielt Strauß die gesamte Zeit über an seinem Ziel der westdeutschen Verfügungsgewalt fest und stellte damit wiederholt die NATO‑Mitgliedschaft in Frage. Die Verhandlungen zu einer atomaren europäischen Verteidigungsgemeinschaft schienen zunächst aus westdeutscher Sicht denn auch das Ziel der Verfügungsgewalt in greifbare Nähe zu rücken. Tatsächlich aber beabsichtigte Frankreich nicht, die Bonner Republik an Einsatzentscheidungen zu beteiligen, sondern wollte lediglich technische und finanzielle Hilfe bei der Entwicklung eines französischen Sprengkopfes, wie Knoll im Zuge seine Analyse feststellt. Daran anschließend umreißt er die Grenzen der deutschen Atomwaffenambitionen, die für die folgenden Jahrzehnte die Richtung weisen sollten.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.313 | 4.21 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Michael Knoll: Atomare Optionen. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37056-atomare-optionen_45314, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45314 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken