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Michael Bauer / Alexander Endreß (Hrsg.)

Armut. Aspekte sozialer und ökonomischer Unterprivilegierung

Aschaffenburg: Alibri Verlag 2009 (Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Bayern 3); 161 S.; kart., 16,- €; ISBN 978-3-86569-038-8
Begriffe wie neue Armut und Prekariat rücken zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses, denn immer mehr Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze oder fühlen sich vom sozialen Abstieg bedroht. Mit dem Band, der die zweite Jahrestagung der Humanistischen Akademie Bayern im März 2007 dokumentiert, wird dieses Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven und aus einem breiten Armutsverständnis heraus angegangen. Christoph Butterwegge etwa nimmt eine grundsätzliche Einordnung der Sozialstaatsdebatte vor und setzt sich kritisch mit den gängigen Argumenten für einen Leistungsabbau auseinander. Als Folge der „gegenwärtige[n] US-Amerikanisierung des Sozialstaates“ sei auch eine „US-Amerikanisierung der Sozialstruktur, d. h. einer wachsenden Polarisierung zwischen Arm und Reich“ (19) zu erwarten, schreibt er und warnt vor der neoliberalen Weltsicht, in der Armut als selbstverschuldetes Schicksal erscheint. Sein Lösungsvorschlag ist die Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung. Eine ideengeschichtliche Skizze der sozialen Frage und des Anschlusses zum modernen Humanismus bietet Horst Groschopp. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet Armin Pfahl-Traughber die Aneignung des Armutsthemas durch den Rechtsextremismus. Dieser verfüge zwar über Potenziale einer sozialen Bewegung, doch könnten sich diese nicht als bedeutsame gesellschaftliche Kraft entfalten, da innerhalb des Rechtsextremismus keine wirklichen inhaltlich entwickelten Alternativen vorlägen. Ausschlaggebend für die Wahlerfolge sei daher „gegenwärtig weniger die politische Kraft der Rechtsextremisten, sondern die Existenz von längerfristig vorhandenen sozialen Problemen“ (124), weshalb Pfahl-Traughber mahnt, den sozio-ökonomischen Entwicklungen mehr politische Aufmerksamkeit zu widmen. In weiteren Beiträgen geht es um die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen, um methodische Herausforderungen der Armutsforschung, um Armut und soziale Ungleichheit sowohl aus historischer Perspektive als auch im Zusammenhang mit Bürgerschaftlichem Engagement und mit dem Thema Gesundheit.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.342 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Michael Bauer / Alexander Endreß (Hrsg.): Armut. Aschaffenburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29096-armut_34373, veröffentlicht am 20.05.2009. Buch-Nr.: 34373 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken