
Armut trotz Arbeit. Die neue Arbeitswelt als Herausforderung für die Sozialpolitik
Moderne Gesellschaften sind normativ wie faktisch Arbeitsgesellschaften – Einkommen, soziale Chancen und Anerkennung hängen weitgehend von der Platzierung im Beschäftigungssystem ab. Allerdings haben strukturelle Veränderungen der Erwerbsarbeit (Flexibilisierungen und Zunahme atypischer Beschäftigungen) und der sie begleitende Umbau der sozialen Sicherungssysteme (Umstellung auf aktivierende Sozialpolitik) die Integrationskraft des Arbeitsmarktes eingeschränkt. Deshalb hat heute die soziale Frage nicht nur deshalb an Brisanz gewonnen, weil die relative Armut seit Jahren steigende Raten aufweist, sondern auch, weil Erwerbsarbeit selbst nicht mehr ausreichend vor Verarmung schützt. Wir haben es heute – so die Aussage der Herausgeber – mit zwei unterschiedlichen Armutslagen zu tun: Armut aufgrund mangelnder Integration in das System der Erwerbsarbeit und Armut, weil das Erwerbseinkommen nicht ausreicht. Die Autoren befassen sich in ihren Beiträgen mit den Konsequenzen, die die Zunahme der working poor für die Armutsforschung wie für die Sozialpolitik darstellen. Dabei werden – teils im deutsch-schweizerischen Vergleich – konzeptionelle Fragen (Prekarisierung, Individualisierung, Exklusion), spezielle Armutslagen und sozialpolitische Optionen (Grundeinkommen) diskutiert. Der Band beruht auf einer internationalen Tagung, die die beiden Forschungskomitees der schweizerischen Gesellschaft für Soziologie – „Soziale Probleme“ und „Wirtschaftssoziologie“ – im Oktober 2006 am Department Sozialarbeit und Sozialpolitik der Universität Fribourg veranstaltet haben.