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Martin Krzywdzinski

Arbeits- und Sozialpolitik in Polen. Interessenvermittlung und politischer Tausch in einem umkämpften Politikfeld

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 323 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-531-15609-5
Politikwiss. Diss. FU Berlin; Gutachter: B. Zeuner, S. Mielke. – Die jüngere gesellschaftliche Entwicklung Polens ist durch regelmäßige Wechsel der politischen Kräfteverhältnisse und Strategien gekennzeichnet, mit der Folge von teils gegensätzlichen Einschätzungen des Landes: „Während westeuropäische Beobachter immer wieder ein neoliberal geprägtes Polen wahrnehmen und eine weitgehende Ohnmacht der Gewerkschaften diagnostizieren, dominierte in den polnischen Medien der 1990er Jahre die Wahrnehmung eines starken Einflusses der Gewerkschaften auf den Transformationsprozess, bis hin zur ‚Gewerkschaftokratie’“ (13), schreibt der Autor und fragt vor diesem Hintergrund nach den Mechanismen der Interessenvermittlung in der polnischen Arbeits- und Sozialpolitik. Den Schwerpunkt bilden die Legislaturperiode der sozialdemokratisch geführten Regierung von 1993-1997 sowie die der Koalition von Solidarność und der liberalen Freiheitsunion von 1997-2001. Durch welche Interessen- und Machtkonstellationen zeichnet sich dieses Politikfeld aus? Wie groß ist der Einfluss der Akteure wie Regierung, Parteien, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände auf den politischen Entscheidungsprozess? Inwieweit spiegeln die Kräfteverhältnisse grundlegende Interessenkonflikte wider und wie gestaltet sich der Prozess der Formierung und Selektion sozioökonomischer Interessen? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel der Arbeitsrechts- und Rentenreform vertiefend untersucht. Der empirischen Analyse liegt ein mehrschichtiges Untersuchungsgerüst zugrunde, das Elemente der marxistischen Staats- und Gesellschaftstheorie, organisationssoziologische und netzwerkanalytische Ansätze sowie das Konzept des politischen Tausches umfasst. Mit diesem Rüstzeug gelingt es dem Autor nicht nur, die Interessenlagen der einzelnen Akteure zu erfassen, sondern ebenso die Interaktionen sowohl innerhalb einzelner Organisationen als auch zwischen den Politikfeldakteuren zu erforschen. Damit leistet Krzywdzinski einen differenzierten Beitrag zum tieferen Verständnis der internen Funktionsweise von Politikfeldern.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Martin Krzywdzinski: Arbeits- und Sozialpolitik in Polen. Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28448-arbeits--und-sozialpolitik-in-polen_33513, veröffentlicht am 09.05.2008. Buch-Nr.: 33513 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken