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(Arbeitender) Mensch und Gesellschaft in der digitalen Welt. Bücher und Kurzrezensionen im Überblick

17.05.2018
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Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

Historischer Kran an der ElbphilVom Arbeitsmittel zur Dekoration: Alter Lastenkran am ehemaligen Kaispeicher, auf dem heute die Elbphilharmonie thront. (Foto: Natalie Wohlleben)Die Prognosen über eine Zukunft unter den Vorzeichen von Big Data schließen nicht selten dystopisch an jene Analysen an, die dem globalen Kapitalismus unter neoliberalen Vorzeichen Siechtum attestierten – aus sozialen, vor allem aber auch aus ökologischen Gründen. Gewarnt wird vor einer unkontrollierten Datensammelwut zulasten der Freiheit des Bürgers sowie vor einer Aushöhlung des Sozialstaates, gefürchtet wird eine Entwicklung, an deren Ende der Einzelne eine in seinen Bedürfnissen und Rechten marginalisierte Existenz fristet. Allerdings scheint sich der Fokus langsam zu verschieben – weg von einem pauschalen Abgesang auf die demokratische Welt, wie wir sie kennen, hin zu der Frage, wie der digitale Wandel gestaltet werden soll und kann.

In Büchern wie dem von Nick Srnicek über den „Plattform-Kapitalismus“ wird aufgeklärt darüber, mit welcher neuen Form des Wirtschaftens wir es immer mehr zu tun haben. In dem von Dietmar Wolff und Richard Göbel herausgebenden Band „Digitalisierung: Segen oder Fluch“ wird gefragt, wie sich unsere Lebens- und Arbeitswelt verändert wird. Massimo Ragnedda untersucht in zwei Büchern – auch international vergleichend –, inwieweit die Nutzung des Internets Ungleichheiten perpetuiert oder neu hervorruft.

In den Mittelpunkt des soziologischen, politik- und rechtswissenschaftlichen Interesses rücken zunehmend die konkreten Herausforderungen in der Arbeitswelt und an das Arbeitsrecht, etwa hinsichtlich der Share Economy. Beispielhaft seien hier die beiden Bände „Share Economy. Institutionelle Grundlagen und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen“, herausgegeben von Julian Dörr, Nils Goldschmidt und Frank Schorkopf, und „The Cambridge Handbook of the Law of the Sharing Economy“ von Nestor M. Davidson et al. zu nennen – die Nutzung von Airbnb, BlaBlaCar oder Ebay gehört längst zum Alltag vieler Menschen, die Entwicklung ist mithin soweit fortgeschritten, dass der rechtliche Regelungsbedarf erkannt ist. Die Analyse und rechtliche Gestaltung der Gig Economy – also der Arbeit von Freiberuflern und geringfügig Beschäftigten bei Lieferdiensten wie Deliveroo, Plattformen zur Vermittlung von Übersetzungsaufträgen oder dem Beförderungsdienst Uber – stehen eher noch am Anfang. Eine erste gründliche Untersuchung hat Jeremias Prassl mit „Humans as a Service. The Promise and Perils of Work in the Gig Economy“ vorgelegt.

Nicht nur die Arbeitswelt befindet sich in weiten Teilen in dem Prozess einer Neuorganisation. Auch der Staat hat begonnen, für die Planung und Umsetzung seiner Aufgaben die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. In dem von Roland Heuermann, Matthias Tomenendal und Christian Bressem herausgebenden Band wird die „Digitalisierung in Bund, Ländern und Gemeinden“ durchleuchtet. Miriam Lips richtet sich mit „Digital Government. Managing Public Sector Reform in the Digital Era” explizit an Studierende, die sich in das Thema einarbeiten möchten.

Für die hier aufgeführte Literatur (Stand: Juli 2018) wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, die Titel sollen die aktuellen Diskussionen spiegeln. Abgerundet wird die Aufstellung mit einigen Kurzrezensionen aus der Annotierten Bibliografie der Politikwissenschaft, vorgestellt werden Bücher von unter anderem Byung-Chul Han, Evgeny Morozov, Frank Schirrmacher und Ethan Zuckerman.


Ausgewählte Literatur

Christian Bär / Thomas Grädler / Robert Mayr (Hrsg.)
Digitalisierung im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Recht. 1. Band: Politik und Wirtschaft / 2. Band: Wissenschaft und Recht
Gabler Verlag / Springer Verlag 2018

 

Hauke Behrendt
Das Ideal einer inklusiven Arbeitswelt. Teilhabegerechtigkeit im Zeitalter der Digitalisierung
Frankfurt a. Mm./New York, Campus Verlag 2018

 

Björn Bloching / Lars Luck / Thomas Ramge
Data unser. Wie Kundendaten die Wirtschaft revolutionieren
München, Redline Verlag 2012

 

Timo Daum
Das Kapital sind wir. Zur Kritik der digitalen Ökonomie
Hamburg, Edition Nautilus 2017 (Nautilus Flugschrift)

 

Nestor M. Davidson / John J. Infranca / Michèle Finck et al.
The Cambridge Handbook of the Law of the Sharing Economy
Cambridge, Cambridge University Press 2018 (September)

 

Paul R. Daugherty / H. James Wilson
Human + Machine. Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit
München, dtv 2018

 

Ulrich Dolata / Jan-Felix Schrape (Hrsg.)
Kollektivität und Macht im Internet. Soziale Bewegungen – Open Source Communities – Internetkonzerne
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2018

 

Julian Dörr / Nils Goldschmidt / Frank Schorkopf (Hrsg.)
Share Economy. Institutionelle Grundlagen und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen
Tübingen, Mohr Siebeck 2018 (August)

 

Franklin Foer
Welt ohne Geist. Wie das Silicon Valley freies Denken und Selbstbestimmung bedroht
München, Blessing Verlag, September 2018

 

Daniel Graf / Maximilian Stern
Agenda für eine digitale Demokratie. Chancen, Gefahren, Szenarien
Zürich, NZZ Libro 2018

 

Hans Ulrich Gumbrecht
Weltgeist im Silicon Valley. Leben und Denken im Zukunftsmodus
Zürich, NZZ libro 2018

 

Roland Heuermann / Matthias Tomenendal / Christian Bressem (Hrsg.)
Digitalisierung in Bund, Ländern und Gemeinden. IT-Organisation, Management und Empfehlungen
Berlin, Gabler Verlag / Springer Verlag 2018

 

Steven Hill
Die Start-up Illusion. Wie die Internet-Ökonomie unseren Sozialstaat ruiniert
München Knaur Verlag 2017

 

Josephine Hofmann (Hrsg.)
Arbeit 4.0 – Digitalisierung, IT und Arbeit. IT als Treiber der digitalen Transformation
Springer Vieweg 2018

 

Yvonne Hofstetter
Sie wissen alles. Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen und warum wir für unsere Freiheit kämpfen müssen
C. Bertelsmann Verlag 2014

 

Yvonne Hofstetter
Das Ende der Demokratie. Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt
C. Bertelsmann Verlag 2016

 

Ulrich Horstmann / Ralph Lutz
Digitale Knechtschaft. Wie wir von Konzernen und Staaten gesteuert werden
München, Redline Verlag 2018

 

Anthony Ince / Sarah Marie Hall
Sharing Economies in Times of Crisis. Practices, Politics and Possibilities
Abingdon, Routledge 2017

 

Andrew Keen
How to fix the Future. Fünf Reparaturvorschläge für eine menschlichere digitale Welt
München, DVA 2018

 

Christoph Keese
Silicon Germany. Wie wir die digitale Transformation schaffen
Knaus Verlag 2016

 

Constanze Kurz / Frank Rieger
Die Datenfresser. Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen
Frankfurt am Main, Fischer Verlag 2011

 

Constanze Kurz / Frank Rieger
Arbeitsfrei. Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen
München, Riemann Verlag 2013

 

Steffen Lange / Tilman Santarius
Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit
München, oekom verlag 2018

 

Gerd Leonhard
Technology vs. Humanity. The coming clash between man and machine
Fast Future Publishing

 

Miriam Lips
Digital Government. Managing Public Sector Reform in the Digital Era
Abingdon, Routledge 2018

 

Wolf Lotter
Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken
Hamburg, Körber-Stiftung 2018

 

Kerstin Jürgens / Reiner Hoffmann / Christina Schildmann
Arbeit transformieren! Denkanstöße der Kommission „Arbeit der Zukunft“
Bielefeld, Transcript Verlag 2017 (auch Open Access)

 

Paul Mason
Postkapitalismus – Grundrisse einer kommenden Ökonomie
Berlin, Suhrkamp 2016

 

Viktor Mayer-Schönberger / Kenneth Cukier
Big Data. Die Revolution, die unser Leben verändern wird
München, Redline Verlag 2013

 

Viktor Mayer-Schönberger / Thomas Ramge
Das Digital. Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus
Berlin, Econ Verlag 2017

 

Julian Nida-Rümelin / Nathalie Weidenfeld
Digitaler Humanismus. Eine Ethik für das Zeitalter der künstlichen Intelligenz
München, Piper Verlag 2018 (September)

 

Jeremias Prassl
Humans as a Service. The Promise and Perils of Work in the Gig Economy
Oxford, Oxford University Press 2018

 

Massimo Ragnedda / Glenn W. Muschert
The Digital Divide. The Internet and Social Inequality in International Perspective
Abingdon, Routledge 2013

 

Massimo Ragnedda
The Third Digital Divide. A Weberian Approach to Digital Inequalities
Abingdon, Routledge 2017

 

Bruce Schneier
Data und Goliath – Die Schlacht um die Kontrolle unserer Welt. Wie wir uns gegen Überwachung, Zensur und Datenklau wehren müssen
München, Redline Verlag 20145

 

Malte Spitz
Daten – das Öl des 21. Jahrhunderts? Nachhaltigkeit im digitalen Zeitalter
Hamburg, Hoffmann und Campe 2017

 

Thomas von Stokar / Martin Peter / Remo Zandonella / Vanessa Angst / Kurt Pärli / Gabi Hildesheimer / Johannes Scherrer / Wilhelm Schmid
Sharing Economy – teilen statt besitzen
Zürich, vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2018 (auch Open Access)

 

Nick Srnicek
Plattform-Kapitalismus
Hamburg, Hamburger Edition 2018

 

Arun Sundararajan
The Sharing Economy. The End of Employment and the Rise of Crowd-Based Capitalism
Cambridge, MA, MIT Press 2018

 

Hans-Josef Vogel / Karlheinz Weißer / Wolf Hartmann
Smart City: Digitalisierung in Stadt und Land. Herausforderungen und Handlungsfelder
Wiesbaden, Gabler Verlag / Springer Fachmedien 2018

 

Harald Welzer
Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit
Frankfurt am Main, Fischer Verlag 2017

 

Darrell M. West
The Future of Work: Robots, AI, and Automation
Washington, DC., Brookings Institution Press, 2018

 

Dietmar Wolff / Richard Göbel (Hrsg.)
Digitalisierung: Segen oder Fluch. Wie die Digitalisierung unsere Lebens- und Arbeitswelt verändert
Berlin / Heidelberg, Springer-Verlag 2018

 

Gillian Youngs
Digital Political Economy and Virtual Globalization
Abingdon, Routledge 2019

 

Shoshana Zuboff
Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
Frankfurt am Main, Campus Verlag 2018



Aus der Annotierten Bibliografie

Julian Assange / Jacob Appelbaum / Andy Müller-Maguhn / Jérémie Zimmermann

Cypherpunks. Unsere Freiheit und die Zukunft des Internets. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013; 206 S.; brosch., 16,99 €; ISBN 978-3-593-39913-3
Das Internet, so stellt der Wikileaks‑Aktivist Julian Assange zu Beginn fest, „hat sich in den gefährlichsten Wegbereiter des Totalitarismus verwandelt, mit dem wir es je zu tun hatten. Das Internet ist eine Bedrohung der menschlichen Zivilisation“ (1). Bei dieser Publikation handelt es sich um die Niederschrift einer Diskussion im März 2012 zwischen Assange, der sich zu dieser Zeit unter Hausarrest befand, und den Netzwerkaktivisten Jacob Appelbaum, Jérémie Zimmermann und Andy...weiterlesen


Ingrid Brodnig

Der unsichtbare Mensch. Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert

Wien: Czernin Verlag 2013; 176 S.; brosch., 18,90 €; ISBN 978-3-7076-0483-2
Angesichts der immer umfassenderen Verschmelzung des Online‑ und Offline‑Lebens stellt Ingrid Brodnig die Frage zur Diskussion, „wie wir das menschliche Miteinander in digitalen Zeiten regeln wollen“ (14). Zentraler Punkt ist dabei der Begriff der Anonymität. Befürworter betonen ihre Notwendigkeit für die Meinungsfreiheit, Gegner beklagen ihre Funktion als Schutzschild für Respektlosigkeit und Niedertracht im Internet. Die Autorin möchte „ein paar Grautöne in dieses...weiterlesen


Heinrich Geiselberger / Tobias Moorstedt (Bearb.)

Big Data. Das neue Versprechen der Allwissenheit

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2013 (edition unseld Sonderdruck); 309 S.; 14,- €; ISBN 978-3-518-06453-5
Big Data – ein Begriff ohne feste Bedeutung, der aber – vielleicht wegen der vielen Assoziationen, die er hervorzurufen mag – einige Aufmerksamkeit genießt. Der Sammelband vereint unterschiedliche Perspektiven auf dieses Phänomen der umfassenden Datensammlung und ‑auswertung. Die Herausgeber veröffentlichen neben Texten, die originär für den Band verfasst worden sind, auch ältere, teilweise überarbeitete Beiträge, die im Lichte aktueller Entwicklungen in Politik und Wisse...weiterlesen


Byung-Chul Han

Digitale Rationalität und das Ende des kommunikativen Handelns

Berlin: Matthes & Seitz 2013; 44 S.; 5,- €; ISBN 978-3-88221-066-8
Byung‑Chul Hans Essay ist ein provokantes Gedankenexperiment. In kurzer und skizzenhafter Form weist er auf einen möglichen Paradigmenwechsel hin, der die Konzepte von Öffentlichkeit und Politik radikal verändere, wenn nicht sogar überflüssig machen könne. Ausgangspunkt ist die Diagnose einer „Entpolitisierung der Gesellschaft“ im „Zerfall der kommunikativen Öffentlichkeit und [der] zunehmende[n] Narzissifizierung des Selbst“ (10). In diesen, der repräsentativen Dem...weiterlesen


Christian Hoffmann / Anika D. Luch / Sönke E. Schulz / Kim Corinna Borchers

Die digitale Dimension der Grundrechte. Das Grundgesetz im digitalen Zeitalter

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (DIVSI-Perspektiven 2); 221 S.; brosch., 57,- €; ISBN 978-3-8487-2027-9
Die Frage nach der Bedeutung des Grundgesetzes im digitalen Zeitalter stellt sich nicht erst seit der Veröffentlichung geheimdienstlicher Dokumente durch Edward Snowden, besitzt aber inzwischen eine noch größere Dringlichkeit. Und auch jenseits spektakulärer Geheimdienstenthüllungen ist die Frage nach der Internet‑Kompatibilität deutscher Grundrechte bedeutsamer denn je, weil sowohl banale als auch höchst persönlichkeitsrelevante Handlungen zunehmend ins Internet verlagert werden...weiterlesen


Marianne Kneuer (Hrsg.)

Das Internet: Bereicherung oder Stressfaktor für die Demokratie?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) 31); 275 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8487-0531-3
Seien es nun der Arabische Frühling, WikiLeaks, Protestbewegungen à la Occupy oder die zunehmende Verbreitung von Online‑Bürgerhaushalten: Das Stichwort Internet taucht in jedem dieser Kontexte an prominenter Stelle auf. Jedoch scheiden sich die Geister an der Frage, inwiefern das Internet nun Segen oder Fluch ist. Mit dem Band wird eine politikwissenschaftliche Anknüpfung an diese Diskussion geschaffen und folgerichtig der Kernfrage nachgegangen, ob das Internet eine Bereicherung oder ein...weiterlesen


Evgeny Morozov

Smarte neue Welt. Digitale Technik und die Freiheit des Menschen. Aus dem Englischen von Henning Dedekind und Ursel Schäfer

München: Karl Blessing Verlag 2013; 655 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-89667-476-0
Evgeny Morozov wird in den Feuilletons als Lichtgestalt einer emanzipatorischen Internetkritik gefeiert. Man fragt sich mit Blick auf dieses unsägliche Buch nur: Warum? Sein Anliegen ist schnell zusammengefasst: Es geht ihm darum, den „Internetzentrismus“ (41 und passim) und „Solutionismus“ (25 und passim) der neuen digitalen Welt einer grundlegenden Kritik zu unterziehen, um den Mythos von „dem“ Internet zu dekonstruieren. Er liefert dabei eine umfassende Diagnose jener Pathologien, die mit einem unverwüstlichen Glauben an ...weiterlesen


Evgeny Morozov

Eine humane Gesellschaft durch digitale Technologien? Hrsg. von Wolfgang Thierse, Thorsten Schäfer-Gümbel, Volker Gerhardt, Gesche Joost und Thymian Bussemer

Essen: Klartext 2015 (Kultur in der Diskussion 19; Philosophie und Politik XIV); 91 S.; 9,95 €; ISBN 978-3-8375-1442-1
Welches Gesellschaftsmodell genügt den Herausforderungen der Digitalisierung? Wie lassen sich die Interessen von Bürger_innen und Wirtschaft ausbalancieren? Die 14. Runde der SPD‑Veranstaltungsreihe „Philosophie trifft Politik“ im Rahmen der Kampagne „DigitalLeben“ versuchte im Winter 2014, darauf Antworten zu finden. Die Vorträge, allen voran des Internet‑Theoretikers Evgeny Morozov (Harvard University), und die anschließenden Podiums...weiterlesen


Philipp Richter (Hrsg.)

Privatheit, Öffentlichkeit und demokratische Willensbildung in Zeiten von Big Data

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Der Elektronische Rechtsverkehr 32); 188 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8487-2315-7
Das Potenzial von Algorithmen, die gewaltige Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen und auf Muster hin untersuchen, dürfte tatsächlich Wirtschaft, Gesellschaft und auch die Politik in eine neue Phase der Digitalisierung katapultieren. Big‑Data‑Kritiker konzentrieren sich bislang auf die dahinterstehende ökonomische Macht und den Schutz der Privatsphäre, lassen aber Fragen der demokratischen Willensbildung weitgehend außer Acht ...weiterlesen


Jeremy Rifkin

Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Neue Konzepte für das 21. Jahrhundert. Aus dem Englischen von Thomas Steiner und Hartmut Schickert

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2004; 240 S.; kart., 21,90 €; ISBN 3-593-37411-0
In seiner 1995 erschienenen Studie „Das Ende der Arbeit" vertrat Rifkin sehr prägnant - und durchaus medienwirksam - die These vom produktivitätsbedingten Ende der Arbeitswelt wie wir sie kennen. Auch in der aktualisierten Neuausgabe bekräftigt der Autor seine Diagnose. Zumal die immanenten Widersprüche der amerikanischen Wirtschaft (Wachstum von Wirtschaftsleistung und Produktivität einerseits, Reallohneinbußen und massiver Arbeitsplatzabbau andererseits) dienen ihm als Bestätigung seiner Visio...weiterlesen


Peter Schaar

Das digitale Wir. Unser Weg in die transparente Gesellschaft

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2015; 220 S.; brosch., 17,- €; ISBN 978-3-89684-168-1
Das Internet ermöglicht nicht nur neuartige Partizipationsmöglichkeiten, sondern ebenfalls neue Wahl‑, Kontroll‑ und Herrschaftstechniken. Die Quelle hierfür sind Daten, die jeder Nutzer zwangsläufig hinterlässt, wie nicht nur die zahlreichen Aufdeckungen der NSA‑Affäre bezeugen. Peter Schaar, der ehemalige Datenschutzbeauftrage der Bundesregierung und seit vielen Jahren für den Datenschutz aktiv, fragt nach den gesellschaftlichen Veränderungen, die sich aus der zunehmenden Nutzung der Informationstechnik ergeben ...weiterlesen


Frank Schirrmacher

EGO. Das Spiel des Lebens

München: Karl Blessing Verlag 2013; 352 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-89667-427-2
Frank Schirrmacher vertritt die These, dass „nach dem Ende des Kalten Kriegs ein neuer Kalter Krieg im Herzen unserer Gesellschaft eröffnet“ wurde. Die zentrale Figur dieses Konflikts ist „Nummer Zwei“ (17), das von Schirrmacher so benannte moderne, auf algorithmisches Denken reduzierte Individuum. Dieses Individuum betreibt die Verabsolutierung ökonomischer Nutzenkalküle und trägt sukzessive zur Zerstörung zivilgesellschaftlicher, zwischenmenschlicher und kooperativer St...weiterlesen


Frank Schirrmacher (Hrsg.)

Technologischer Totalitarismus. Eine Debatte

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2015 (edition suhrkamp ); 283 S.; 15,- €; ISBN 978-3-518-07434-3
Der brachial klingende Titel signalisiert deutlich: Hier geht es um etwas Allumfassendes und Radikales. Unter der Herausgeberschaft des inzwischen verstorbenen Frank Schirrmacher spiegeln die Beiträge eine längst überfällige Debatte über die gesellschaftlichen und politischen Implikationen der rasant voranschreitenden Digitalisierung. Lange haben sich Intellektuelle mit diesem mitunter technischen und vermeintlich rein netzpolitischen Sujet schwergetan. Inzwischen aber werden Vergleiche zur industriellen Revolution gezogen. Die Beiträge des Sammelbandes sind im ...weiterlesen


Bernd Sommer / Harald Welzer

Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne

München: oekom verlag 2014 (Transformationen 1); 236 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-662-7
Die ebenso nüchterne wie radikale Feststellung, dass es mit der menschlichen Entwicklung in der kapitalistischen Moderne in einem System begrenzter Ressourcen schlichtweg so nicht weitergehen kann, steht als initiale Irritation am Beginn des Bandes: „Im 20. Jahrhundert wurde weltweit zehnmal mehr Energie verbraucht als während der kompletten Menschheitsgeschichte zuvor.“ (13) Nachhaltigkeit, wie sie seit den 1990er‑Jahren diskutiert wird, scheint dringender geboten als jemals zuvor. Die Frage indes, die sich – zumindest außerhalb der konvivialistischen ...weiterlesen


Thomas Wagner

Robokratie. Google, das Silicon-Valley und der Mensch als Auslaufmodell

Köln: PapyRossa Verlag 2015; 177 S.; 13,90 €; ISBN 978-3-89438-581-1
Robokratie – das ist nach Ansicht des Autors die Gefahr der Ablösung des Menschen „durch eine Zivilisation intelligenter Maschinenwesen“ (20). Was zunächst wie eine Idee aus einem Science‑Fiction‑Roman klingt, ist heute, so sein beunruhigendes Zeugnis, bereits mehr denn je Realität. Die Singularität, also „jenes Stadium der Evolution […], in der eine den Menschen haushoch überlegene künstliche Intelligenz ein Eigenleben zu führen beginnt“ (12) ...weiterlesen


Maximilian Sönke Wolf

Big Data und Innere Sicherheit. Grundrechtseingriffe durch die computergestützte Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen im Internet zu Sicherheitszwecken

Marburg: Tectum Verlag 2015; 301 S.; pb., 34,95 €; ISBN 978-3-8288-3600-6
Rechtswiss. Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: R. Poscher, J.‑P. Schneider. – Volkszählung versus Facebook – auf diese recht einfache, aber auch eingängige Formel ließe sich die Ausgangslage für diese Arbeit verdichten. Maximilian Sönke Wolf geht der Frage nach, „ob und in welche Grundrechte die Nutzung von Technologien eingreift, die zur automatisierten und teilweise flächendeckenden Auswertung öffentlich zugänglicher Inhalte im Internet eingesetzt werden ...weiterlesen


Ethan Zuckerman

Rewire! Warum wir das Internet besser nutzen müssen. Aus dem amerikanischen Englisch von Sebastian Vogel

Bern: Verlag Hans Huber 2014; 292 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-456-85367-3
Ethan Zuckerman, Direktor des Center for Civic Media am Massachusetts Institute of Technology, gilt als einer der profiliertesten Internetkenner weltweit, da er – auch in seinem jüngsten Band – technischen Sachverstand mit psychologischen und soziologischen Erkenntnissen verknüpft. Mit der zum Teil etwas weit ausholenden Darstellung unzähliger praktischer Fallbeispiele versteht er es zudem, die Herausforderungen zu beschreiben, die bei der Bewältigung globaler Krisen (politische Umstürze, Pandemien und Rezessionen) unter ...weiterlesen

 

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Rezension

Yuval Noah Harari

Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen

Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Wirthensohn. München, Verlag C.H.Beck 2017

„Was soll aus uns werden?“ (11) Wird der Versuch einer kleinen Silicon-Valley-Elite, den Menschen bis hin zu seiner Unsterblichkeit zu optimieren, unsere Familienbeziehungen und unsere Gesellschaften zerstören? Welche Zukunft hat die Demokratie, wenn nicht nur die Arbeitskraft des Einzelnen durch Maschinen ersetzt ist, sondern ein Algorithmus ihn viel besser als er sich selbst kennt und für ihn entscheidet? Der Historiker Yuval Noah Harari spielt die Möglichkeit einer Zukunft durch, die vorangetrieben wird, obwohl sich der Mensch – so sein Vorwurf – bisher nicht die Zeit genommen hat, zunächst sich selbst und seine Umwelt tatsächlich zu verstehen.
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Rezension

Stephan Lessenich

Neben uns die Sintflut. Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis

München, Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag 2016

Spätmoderne Wohlstandsdemokratien beruhen auf zwei essenziellen Grundnarrativen, die unabdingbar für das Funktionieren der kapitalistischen Lebensweise sind: 1. Wachstum ist unbegrenzt möglich und 2. ein bestimmtes Maß an sozialer Ungleichheit legitim, solange alle vom Wohlstand profitieren können. Stephan Lessenich unterzieht dieses Modell westlicher Wohlstandsgesellschaften einer scharfsinnigen Kritik, da zur Selbststabilisierung dieser Lebensweise die negativen Effekte systematisch in andere Weltregionen auslagert werden.
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Literaturrecherche

Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft
Literaturradar

Die Forschungsgruppe „Demokratie & Digitalisierung“ am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft erstellt monatlich eine thematisch gegliederte Übersicht über einschlägige Neuerscheinungen und Artikel, für die mehr als 60 Zeitschriften ausgewertet werden. Der Literaturradar kann mit dem Newsletter des Instituts abonniert werden.


 

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