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Reiner Hoffmann / Claudia Bogedan (Hrsg.)

Arbeit der Zukunft. Möglichkeiten nutzen – Grenzen setzen

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2015; 520 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-50451-3
„Die Arbeit der Zukunft ist […] digitaler, mobiler, flexibler und individueller“ (25), prognostizieren Claudia Bogedan, Abteilungsleiterin Forschungsförderung der Hans‑Böckler‑Stiftung, und Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Nahezu jeder (Mega‑)Trend wird in den insgesamt 25 Beiträge umfassenden Band behandelt und/oder auf konkrete Anwendungs‑ oder Politikfelder heruntergebrochen, was zu einer abwechslungsreichen Lektüre beiträgt. Bezüglich der Migrationspolitik spricht Hoffmann den im gewerkschaftlichen Milieu nicht unumstrittenen, aber wichtigen Satz aus, dass Zuwanderung gebraucht wird und auch den deutschen Arbeitnehmer_innen nützt; Claus Leggewie und Herbert Brücker vertiefen dieses Thema weiter. In den Aufsätzen des Bandes zeigt sich ferner, dass das durch die Europäisierung und Globalisierung herausgebildete Primat der Ökonomie auch in anderen Funktionsbereichen der Gesellschaft wirkmächtig wird. Hervorzuheben ist dabei der Beitrag von Michaela Evans und Josef Hilbert, die die Veränderungen auf personenbezogene Dienstleistungen im Gesundheits‑ und Bildungswesen untersuchen. Die Befunde zeigen eine verstärkte Orientierung der Akteure am Markt, was auf ein durch die voranschreitende Ökonomisierung verändertes Anreizsystem hinweist. Neben neuen Entwicklungen der flexibleren Arbeitszeitgestaltung oder der unternehmerischen Finanzierungsart (Crowdsourcing) bleibt jedoch ein Phänomen unverändert bestehen: die wachsende soziale Ungleichheit. Hierzu sind zwei Beiträge zu nennen: Sabine Pfeiffer verbindet die Ungleichheit mit der Bildungspolitik und kommt zu dem Ergebnis, dass das wohlfahrtsstaatliche Arrangement auch die Zugänge zu Bildung und die Verwertbarkeit von Bildungsabschlüssen reguliert. Jill Rubery verbindet ebenfalls sehr gewinnbringend die Ungleichheitsthematik mit der Geschlechterpolitik und hält fest, dass die Chancen von Frauen auf eine gleichberechtigte Erwerbsteilhabe immer noch nicht garantiert werden können. Am Beispiel der Digitalisierung schließlich zeigt sich expliziter als bei den anderen Themen die Stoßrichtung des Buches. Die Chancen einer flexibleren Arbeitszeitpolitik insbesondere für jüngere Arbeitnehmer_innen, die Familie und Beruf vereinbaren wollen, werden dagegen kaum erwähnt. Stattdessen werden, so im Beitrag von Melanie Frerichs, die berechtigten Gefahren eines globalen und zeitlich unbegrenzten Zugriffs (und letztlich der Ausbeutung) der Ware Arbeitskraft betont. Nur Regulierung und gewerkschaftliche Arbeit könne vor diesen Gefahren schützen.
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Rubrizierung: 2.32.3422.3432.352.273.54.422.331 Empfohlene Zitierweise: Christian Heuser, Rezension zu: Reiner Hoffmann / Claudia Bogedan (Hrsg.): Arbeit der Zukunft. Frankfurt a. M./New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39104-arbeit-der-zukunft_47541, veröffentlicht am 19.11.2015. Buch-Nr.: 47541 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken