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Matthias Rude

Antispeziesismus. Die Befreiung von Mensch und Tier in der Tierrechtsbewegung und der Linken

Stuttgart: Schmetterling Verlag 2013 (theorie.org); 199 S.; 10,- €; ISBN 978-3-89657-670-5
Menschliche Emanzipation und Tierbefreiung seien, so Matthias Rude aus einer dezidiert „linken Theorietradition“ (10), keine konsekutiven, sondern einander bedingende Prozesse: „Die Bewegung zur Befreiung der Tiere sieht ihre Forderungen traditionell als logische Fortsetzung und Konsequenz der großen emanzipatorischen Imperative.“ Der Neologismus des Antispeziesismus nimmt Bezug auf den Begriff des Speziesismus, der erstmals 1970 von dem britischen Psychologen Richard Ryder im Zusammenhang mit Protesten gegen Tierversuche verwendet wurde. Ryder kritisierte damit einen „Artegoismus von Menschen“, der „die Ausbeutung der Tiere in der menschlichen Gesellschaft ideologisch rechtfertigt und verschleiert“ (12). Antispeziesismus wendet sich demnach gegen diese Praktiken der Ausbeutung und der ideologischen Verschleierung gleichermaßen und strebt die Befreiung der Tiere an. Dabei geht er nicht so weit, die völlige rechtliche, politische etc. Gleichstellung aller Tiere mit den Menschen zu fordern. Vielmehr geht es um eine Bewusstwerdung und Überwindung struktureller Gewaltmomente, die sich in der Unterdrückung von Tieren ebenso äußern wie in der Unterdrückung von Menschen. Eine qualitativ emanzipierte Gesellschaft, die frei sein will von Unterdrückungsverhältnissen überhaupt, so Rude, werde „ihre Ziele nicht erreichen können, wenn sie ihren Blick vor der Unterdrückung der Natur verschließe“ (17). Was also tun? Rude sieht die primäre Voraussetzung für eine gelingende Entfaltung antispeziesistischer Gesellschaft in der antikapitalistischen Ausrichtung der Tierbefreiungsbewegung. Indem die Bewegung die ökonomischen Grundlagen der Profiteure von Tierausbeutung attackiere, könne sie die Chancen einer substanziellen Verbesserung der Situation der Tiere signifikant erhöhen. Wie erfolgreich eine solche Strategie bereits sei, lasse sich am „enormen Repressionsapparat“ ermessen, der „in den letzten Jahren gegen die vergleichsweise kleine Bewegung aufgefahren worden“ (179) sei. Somit sei, so Rudes politisches Fazit, aus linker Sicht eine unbedingte Solidarität mit der Tierbefreiungsbewegung geboten, nicht nur, weil diese gegen Tierrepression kämpfe, sondern auch, weil sie damit die Logik „neoliberaler Marktplätze“ (181) praktisch – um nicht zu sagen: revolutionär – unterminiere.
{LEM}
Rubrizierung: 2.222.3312.2632.343 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Matthias Rude: Antispeziesismus. Stuttgart: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39328-antispeziesismus_44074, veröffentlicht am 04.02.2016. Buch-Nr.: 44074 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken